Warum alte Kinderzeichnungen aufheben? Der Wiener Künstler Jeremias Altmann entdeckte seine eigenen Bilder wieder, die er im Alter zwischen drei und fünf Jahren gemalt hatte. Er wusste zwar nicht mehr, welche Hintergründe und Bedeutungen in den Bildern steckten, „gleichzeitig habe ich festgestellt, dass sie eine enorme Ausdruckskraft und Expressivität haben.“ Also übersetzte Altmann seine alten Kinderzeichnungen in eine neue, erwachsenere Bildsprache, versuchte aber gleichzeitig „auch dieses Mysterium aufrechtzuerhalten.“ Seine Malerei- und Grafikausstellung „Once Upon“ ist noch bis 9. Februar im Bildraum Studio der Ankerbrotfabrik zu sehen.
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Klebende Kunst: Hände aus Münzen
Es ist ein starkes Zeichen des Zusammenhalts – die Skulptur „Raising Hands“ von Julia Bugram am Wiener Stephansplatz. Zu sehen sind zwei einander reichende Hände, die aus einer Million zusammengeklebter 1-Cent-Münzen bestehen. Das Kunstwerk soll Hoffnung auf solidarisches Handeln machen. In Zeiten von Krisen und Krieg ist das wichtiger denn je. Seit April sind die – allein aufgrund der Münzen mehrere Tonnen schweren – Hände öffentlich ausgestellt – und haben kaum an Gewicht verloren. Auch der Klebstoff des Kunstwerks steht offensichtlich für Zusammenhalt.
Fantasie-Tunnel von Frau Isa
Große Kunst statt graue Unterführungen: Die Street-Art-Künstlerin Frau Isa hat mit der Spraydose zwei lange Unterführungen neben der U1-Station Kaisermühlen verschönert. Sie möchte damit Fußgängerinnen und Radfahrer aus dem Alltag reißen: „Ich probiere eine Fantasiewelt darzustellen, mit Sachen, die Kinder kennen. Es sind viele einzelne Elemente, wo sich jeder eine Geschichte ausdenken kann.“ Die Reaktionen sind meist positiv. Viele freuen sich über die farbenfrohen Bilder und hoffen, dass sie nicht sofort wieder verschandelt werden. Aber ganz ohne Wiener Grant geht es auch nicht: Eine Passantin etwa beschwerte sich bei Frau Isa über das Sprayen im Tunnel. „Sie tragen ja eine Maske – aber wir müssen die giftigen Gase einatmen!“
Street-Art über den Ukraine-Krieg
Kunst ist oft politisch und aktuell. Daher wenig verwunderlich, dass Graffiti- und Street-Art-Künstler den Krieg in der Ukraine behandeln. Auf Wiener Wänden wie am Donaukanal sind viele Werke in blau-gelben Farben gesprayt worden. Der Wunsch hinter den traurigen und oft auch wütenden Bildern lautet Frieden statt Krieg. Viele Künstlerinnen und Künstler engagieren sich zusätzlich für die Flüchtlingshilfe und verkaufen ihre Arbeiten bei Benefizaktionen.
Tizians Frauen in der Zielgeraden
Bis 1500 wurden Frauen nur in biblischen Szenen gemalt: Sünderin Eva oder die göttliche Maria. Ab dann ging es aber zur Sache, zumindest in Venedig. Die schöne junge Frau wurde von Tizian, dem Superstar der Renaissance, und seinen Zeitgenossen erotisch porträtiert. Von Männern für Männer. Eine entblößte Brust war etwa das visuelle Zeichen, dass eine Frau offenen Herzens in die Ehe eintritt.
Die Sonderausstellung „Tizians Frauenbild. Schönheit – Liebe – Poesie“ im Kunsthistorischen Museum Wien wurde von Beginn an kontrovers diskutiert. Zu konservativ? Zu wenig Hintergrund? Doch feministisch? Noch eine Woche gibt es Gelegenheiten, sich selbst ein Bild zu machen, bevor sie in den Palazzo Reale in Mailand übersiedelt: Online-Führungen, Venezianische Abende bei Antipasti und Aperitivo oder das Grande Finale Veneziano am letzten Tag.
Mit Spraydose im Stephansdom
Popart-Künstler und Sprayer Marcin Glod hat am Wochenende am Dachboden des Stephandoms zu einer Party geladen – mit Live-DJ, Kebabstand, Roulettetisch und Champagner. Den Segen zur exklusiven Vernissage gab Dompfarrer Toni Faber, der selbst mit seinen Firmlingen jedes Jahr zur Spraydose greift: „Street-Art ist mir nicht fremd und sollte auch der Kirche nicht fremd sein.“ Marcin Glod arbeitet in seinem künstlerischen Schaffen mit verschiedensten Maltechniken. Die Spraydose dient ihm vor allem, um „urbane Elemente“ einzubinden. So ist in seinen Collagen neben Motiven wie Pink Panther, Mickey Mouse und Marilyn Monroe stets Gesprühtes zu finden. Prominenter Gast der Vernissage war – neben Kunstsammlern, Unternehmern und Models – Alf Poier. Der Kabarettist und Maler gab dem jungen Künstlerkollegen den Tipp: „Wenn er zwei, drei Bilder schreddert, könnte er gefühlt 15 Millionen Euro mehr verlangen. Das hab ich mir von Banksy abgeschaut.“ Hier ein ORF-Beitrag zur Show im Stephansdom.
Ein fast kostenloser Kuss
Noch ist es nicht zu spät, noch sind nur eine Handvoll Touristen in Wien. Die ideale Gelegenheit, um gemütlich ein paar Kunsthighlights anzuschauen: im Belvedere etwa den berühmten Kuss von Gustav Klimt oder die Dame mit Fächer, die nach über 100 Jahren jetzt wieder in Wien ist und seit 1994 gar nicht öffentlich zu sehen war. Momentan ist das ohne Gedränge und Anstellen möglich. Ein Traum! Top: Die Bundesmuseen-Card gibt es noch bis Ende August für 19 statt 59 Euro. Damit kann man acht Museen wie die Albertina und das Kunsthistorische Museum je einmal besuchen.
Street-Art zum Anziehen
Es ist ein unaufhaltbarer Trend: Street-Art ist längst nicht mehr nur auf Straßen und Hausmauern zu sehen, sondern auch auf Produkten in Handel und Gastronomie. In Wien etwa sprayt Deadbeat Hero zwar weiterhin am Donaukanal, verkauft seine Robotermotive aber auch auf T-Shirts, Pullovers, Pins und Masken. Street-Art-Künstlerin und Designerin Linda Steiner hat gerade ein Einkaufssackerl für Hofer entworfen – und Street-Artist und Illustrator Boicut ein 1.000-Teile-Puzzle für Kunstfans. Außerdem werten seine farbenfrohen Etiketten Millionen an Mineralwasser-Flaschen auf. An Street-Art kommt man künftig wohl nicht mehr vorbei 🙂 Mehr…
Große Kunst nach dem Lockdown
Ein Leben ist reicher, wenn man es unter Träumern verbringt – sagen die Kunstsammler Karlheinz und Agnes Essl. Die Albertina Modern darf seit heute einen Teil ihrer Schätze zeigen. Coronasicher, wie Museumsdirektor Klaus Albrecht Schröder überzeugt ist. Die Lüftungsanlage im Museum sorge dafür, dass alle zehn bis zwölf Minuten die Luft im Gebäude komplett getauscht werde.
„The Essl Collection“ bietet große Kunst, die mit Corona eigentlich nichts zu tun hat. Trotzdem könnte man einige Werke jetzt mit anderen Augen sehen. Peter Lands langgezogene Figur im Pyjama etwa, die nicht mehr so schnell aus dem Bett kommt. Zum Schmunzeln auch Heimo Zobernigs Skulptur aus Klopapierrollen. Für so ein Kunstwerk brauche er zwei bis drei Jahre. Bei einem Lockdown wäre er vielleicht schneller gewesen…
Kampf-Katzen auf Lastwagen
Miau! Normalerweise sind LKWs auf den Straßen keine besonderen Blickfänger. Es gibt aber Ausnahmen – etwa jenen mit den „Warrior Cats“ von Künstler WolfGeorg. Hinter der Idee steckt das Wiener Projekt VOI fesch, das Kunst von Menschen mit Behinderung sichtbar und damit die Straßen etwas bunter macht. Unterstützenswert!