Dank an die Corona-Heldinnen

„Thank You Heroes“ lautet der Titel eines Plakates von Janina Kepczynski am Neubaugürtel neben dem Westbahnhof. Es ist dem Gesundheitspersonal gewidmet, das „seit Beginn der Pandemie an der Front kämpft.“ Auch in Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz haben lokale Künstlerinnen und Künstler Plakate mit Dankesbotschaften an die Heldinnen und Helden der Corona-Pandemie gestaltet. Dass die Leistung der Ärztinnen, Krankenpfleger und Co. alles andere als selbstverständlich ist, sollen wohl auch die Worte ausdrücken, die am Wiener Plakat ergänzt worden sind: „Can’t nursing, must TikTok.“

Die Heldinnen der Corona-Pandemie (Plakat von Janina Kepczynski in Wien)

Kinos „glauben an Osterhasen“

Das Gartenbaukino kündigt „Covid Wars – A New Hope“ an, das Votiv Kino fühlt sich „Im Falschen Film“ und das Cine Center gesteht: „Wir glauben an den Osterhasen“: Wiens Lichtspielhäuser versuchen mit humorvollen Sprüchen auf ihren Anzeigetafeln nicht in Vergessenheit zu geraten. Die sogenannten Fischerleuchten sind gerade „unser einziger Kommunikationskanal, der direkt in der Stadt gesehen wird“, erklärt Fredi Themel vom Gartenbaukino. Die Buchstaben seien zusätzlich „fotogen für unsere Social-Media-Kampagnen“, verrät Stefan Schramek vom Burg Kino. „Unser Publikum liebt das und wir mögen das auch sehr gerne“. Bildergalerie.

Dort, wo sonst Filme angekündigt werden, gibts nun Durchhalteparolen, Zitate und Appelle.

Kulturszene plakatiert Hoffnung

„Wir kommen zurück. Mit Sicherheit“, kündigt derzeit die Volksoper Wien auf Plakaten an. Voll Vertrauen und Optimismus wendet sich auch das Konzerthaus an sein Publikum: „Die Musik lebt weiter! Wir hören uns wieder.“ Das Theater Brut Wien appelliert hingegen hilfesuchend auf Plakaten: „Can somebody please fix this?“ Das Votivkino verkündet: „Licht in Sicht, 2021“. „Wir kommen wieder“, hofft das Admiral Kino. „Währenddessen besucht unseren VOD Club. Top-Filme streamen“, verweist das Top Kino auf die Zukunft? Aber – so weiß der Werbeflächen-Anbieter Kulturformat: „Ohne Kultur sind unsere Ohren nur Brillenhalter. Ohne Kultur sind unsere Augen nur Lichtsensoren. Ohne Kultur sind unsere Stimmbänder nur Sehnen.“

Anmerkung einer Leserin zur Kampagne: „Stimmbänder gibt es nicht, sie heißen Stimmlippen – und sind keine Sehnen, sondern Muskeln.)

Schwarze Plakate zu Coronazeiten in der „Kulturnation Österreich“

Franziskaner mit Maske

Wie geht es eigentlich Pater Martin in Lienz? „Alles im grünen Bereich“, antwortet der fröhliche Franziskanermönch. Sein berühmtes Lachen ist trotz Mund-Nasen-Schutzes nicht zu überhören. „Die Maske gehört jetzt sozusagen zur Ordenskleidung. Unser Nachbar vom Trachtenmodengeschäft hat sie uns aus dem Stoff genäht, aus dem auch der Habit ist.“ Während des Corona-Lockdowns hat Pater Martin sehr viel telefoniert. So viel, dass sich die Tastatur seines Uralt-Handys gelöst hat. „Ich hab sie wieder drangeklebt.“ Und er hat den Klostergarten seiner Pfarre in Lienz zum Erblühen gebracht. „Der war schon ganz verwildert. Ich habe die Rosenstöcke geschnitten und dem Garten seine alte Schönheit wiedergegeben.“

Pater Martin: beschwingt und fröhlich auch in Coronazeiten

Statt auf Reisen ging Pater Martin heuer mit kleinen Pilgergruppen einige Etappen des „Hoch und Heilig“-Wegs in Osttirol. „Das Gehen an der frischen Luft war ja kein Problem, nur ins Gasthaus konnten wir danach leider nicht“, schmunzelt er. Dass Martin bei Gottesdiensten vor dem Austeilen der Kommunion jetzt seine Hände desinfizieren muss, sorgt mitunter für Unmut: „Der desinfizierte Jesus schmeckt nicht gut.“

Es gibt drei Anekdotenbücher über Pater Martin – bestellbar in jeder Buchhandlung. Der erste Band ist nur noch über Thalia und Amazon erhältlich.

Kein Huster im Konzerthaus

„Viel Freude in diesem intimen Rahmen“, wünschte Konzertmeisterin Sophie Heinrich den hundert zugelassenen Besucherinnen und Besuchern im Wiener Konzerthaus. Starpianist Igor Levit und die Wiener Symphoniker füllten es nach der Coronavirus bedingten Schließung wieder mit Leben und Musik – in Form von Mozarts Konzert für Klavier und Orchester in A-Dur. Tatsächlich war der Abend intim. Statt dem sonst so geschäftigen Treiben im Foyer traf man diesmal nur auf das mit Visier ausgestattete Konzerthaus-Team – und auf einen Videojournalisten, der für das französische Fernsehen zur Wiedereröffnung interviewte. Das Publikum saß im Mozartsaal großzügigst verteilt und durfte erst am Platz den Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Auch das Orchester nahm die Ein-Meter-Abstandsregel auf der Bühne sehr ernst. Der Dirigent wurde überhaupt eingespart – es geht auch so! Top: Auffällig in diesen Pandemiezeiten: die enorme Spielfreude der Musikerinnen und Musiker! Und – wirklich niemand im Konzert hustete.

Ausverkauft – aber halbleer: die ersten Konzerte im Mozartsaal mit Igor Levit

Kaffeehaus-Literat mit Maske

„Wenn er nicht im Café Central ist, ist er auf dem Weg dorthin“, wird über den Dichter Peter Altenberg geschrieben. Er soll das berühmte Kaffeehaus in der Herrengasse auch als seine Wohn- und Postadresse angegeben haben. Heute widmet ihm die Wiener Institution beim Eingang eine lebensgroße bemalte Sitzfigur. Während der aktuellen Coronavirus-Pandemie trägt sie einen Mund-Nasen-Schutz. Übrigens – auch im Wiener Rathaus befindet sich eine Altenberg-Pappmachéfigur, die Kaffee trinkt und Zeitung liest. Der alte Mann mit Schnauzer wird angeblich immer wieder von Gästen gegrüßt. Der unfreundliche Wiener grüßt aber nie zurück…

Die Altenberg-Figuren wurden einst für die Wiener Festwochen angefertigt.

Streetart mit Mund-Nasen-Schutz

Graffiti-Sprayer tragen bei ihrer Arbeit schon länger Masken. Seit der Coronavirus-Pandemie ist der Mund-Nasen-Schutz auch in der Kunst selbst angekommen. Beim MuseumsQuartier in Wien etwa sind aktuelle Werke von Wiener Künstlerinnen und Künstler auf großen Planen zu sehen. Sogar Jesus und Maria tragen hier Masken. Unter dem Motto „Alles wird gut“ soll die Kunst in „Zeiten einer sozialen Distanzierung und des totalen kulturellen Shutdowns“ Hoffnung verbreiten.

Jesus und Maria – von Kurator Sebastian Schager (artis.love)
„Alles wird gut „- trotz allgegenwärtigem Mund-Nasen-Schutz

Kinos bewahren Humor

„Sind kurz weg. Klopapier besorgen!“, lässt das Cine Center ausrichten. Das Wiener Kino nimmt die vorübergehende Schließung wegen der Coronavirus-Pandemie mit Humor. Ähnlich reagieren die anderen Kinos der Stadt: Wo sonst mit großen Buchstaben steht, welche Filme am Spielplan stehen, ist nun zu lesen: „We will meet again. Don’t know where. Don’t know when“ – konkret im Gartenbaukino. Auf Filmzitate setzt das Burg Kino und lässt seinen Fans ausrichten: „There’s no place like home“ und „Leave no one behind“. Das Votivkino hofft auf eine Fortsetzung: „To be continued“. Das Admiralkino hat „Auf Wiedersehen“ in Coronavirus-Sprache übersetzt und wünscht: „Gsund bleiben“. Allesamt sehr sympathisch die Wiener Kinos.

Das Cine Center wird in den sozialen Medien für seinen Humor gefeiert
Derzeit enden viele Gespräche mit dem Wunsch „Gsund bleiben“

Molden singt für seine Nachbarn

Wer in der Nachbarschaft von Ernst Molden lebt, hat Glück. Der Liedermacher und Dichter gibt jeden Mittwoch und Sonntag um 18:00 Uhr ein Konzert vom Balkon seiner Wohnung in Wien Erdberg. Für viele ist das ein Lichtblick in der aktuellen Coronavirus-Zeit. Seine Liveauftritte dauern rund eine Viertelstunde. Bis zu hundert Fans hören ihm mittlerweile zu – von deren Balkonen oder der Straße aus. Die meisten tragen Maske, manche auch ein Bier in der Hand. Passanten bleiben stehen und fragen begeistert: „Who’s that guy? Is he famous?“ Alle halten Abstand – sogar die Polizei, die wegen der plötzlichen Versammlung in der Nähe parkt. Um alle Fans, die nicht zufällig in der Nähe wohnen, an seinen Balkonkonzerten teilhaben zu lassen, stellt Molden seine Auftritte auf YouTube.

Ernst Molden mit Sohn Karl am Bass