Touristen wird die Zunge gezeigt

Eine riesige, gepiercte Zunge hat Alexandra Bircken im Juli neben den teuersten Geschäften Wiens aufgestellt. Die Idee kam der deutschen Künstlerin während des Amtsenthebungsverfahrens gegen Donald Trump. Die Aluminium-Skulptur am Graben trägt den Titel „Slip of the Tongue“, was so viel wie „Versprecher“ oder „verbaler Ausrutscher“ bedeutet. Im Mittelalter wurde Lügnern mitunter die Zunge herausgeschnitten. Bircken spießt ihre Zunge mit einem Essstäbchen auf – wie ein Stück Sushi. Mahlzeit!

Alles Lüge? Alexandra Bircken zeigt freche Kunst in der Luxus-Shoppingmeile am Graben

Wien – Stadt der freundlichen Gesichter

Da ist jemand in Wien mit Spraydose unterwegs und macht die Stadt ein bisschen freundlicher – mit lustigen Mäxchen. Vor allem entlang der U4 sind die länglichen Gesichter mit Ohren, Punkte-Nase und drei Haaren zu finden. Der Urheber bleibt verständlicherweise anonym. Nur die Jahreszahl verrät, dass er schon länger seiner Mission nachgeht. Man kann diese bunten Graffiti-Tags natürlich als Schmiererei, Sachbeschädigung oder freche Markierung sehen. Oder man lächelt zurück.

Das Lächeln fehlt „Graffiti-Kollegen“ wie Puber, King und Co..

Star Wars aus Duplo-Steinen

Warum gibt es eigentlich kein Duplo-Star-Wars? Was sollen Eltern mit ihren Kindern spielen, wenn sie in Karenz, in Corona-Quarantäne oder im Homeoffice sind? Daher folgende Anleitung, um auch mit Duplo in eine „weit, weit entfernte Galaxis“ eintauchen zu können: Alle vorhandenen Steine im Kinderzimmer konfiszieren, nach Farben sortieren und losbauen. An Grün (Yoda) und Gelb (C-3PO) wird es nicht scheitern. Mangelware sind bei diesem Kleinkinderspielzeug jedoch schwarze und graue Steine. Völlig unverständlich. Um Darth Vader und Co. bauen zu können, muss man wohl investieren – etwa in Ritterburgen. Mögen die Steine mit euch sein!

Wiens schönste Stiege

San Francisco hat seine Lombard Street, Wien dafür seine Strudlhofstiege. Die Jugendstil-Anlage am Alsergrund ist längst so etwas wie eine Touristenattraktion. Die gebogenen Wege, die rauschenden Brunnen und alten Laternen beeindrucken. Sie befindet sich neben der amerikanischen Botschaft – zehn Gehminuten von der U6-Station Währinger Straße. Die Strudlhofstiege inspirierte sogar Künstler wie den Schriftsteller Heimito von Doderer:

Wenn die Blätter auf den Stufen liegen
herbstlich atmet aus den alten Stiegen
was vor Zeiten über sie gegangen.
Mond darin sich zweie dicht umfangen
hielten, leichte Schuh und schwere Tritte,
die bemooste Vase in der Mitte
überdauert Jahre zwischen Kriegen.
Viel ist hingesunken uns zur Trauer
und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.

Beeindruckendes Fotomotiv – die Strudlhofstiege im neunten Bezirk
Ein Fisch spendet Wasser, leider aber kein Trinkwasser.
Die Anlage erinnert an Otto Wagners Stadtbahnbauten

Süße Kunstwerke zum Kaffee

Elisabeth Steininger trinkt ihren Kaffee ohne Zucker – steckt die kleinen Packerl im Café aber stets in ihre Handtasche. Ihre Sammlung umfasst inzwischen mehr als 40.000 verschiedene Packungen – darunter seltene und kuriose Schätze: Motive von Google, YouTube und Twitter findet man darauf genauso wie Fotos von Prinzessin Diana, Michael Jackson und Tina Turner. Zeichnungen von Stephansdom und Schloss Belvedere, von Komponisten wie Mozart, Bach und Wagner, von Künstlern wie Van Gogh, Gauguin und Monet – alles kleine Kunstwerke des Alltags. Man muss nur genau hinsehen! (Wer Zuckersackerl sammelt oder verschenkt – Elisabeth freut sich über eine Nachricht.)

Kaffeehaus-Literat mit Maske

„Wenn er nicht im Café Central ist, ist er auf dem Weg dorthin“, wird über den Dichter Peter Altenberg geschrieben. Er soll das berühmte Kaffeehaus in der Herrengasse auch als seine Wohn- und Postadresse angegeben haben. Heute widmet ihm die Wiener Institution beim Eingang eine lebensgroße bemalte Sitzfigur. Während der aktuellen Coronavirus-Pandemie trägt sie einen Mund-Nasen-Schutz. Übrigens – auch im Wiener Rathaus befindet sich eine Altenberg-Pappmachéfigur, die Kaffee trinkt und Zeitung liest. Der alte Mann mit Schnauzer wird angeblich immer wieder von Gästen gegrüßt. Der unfreundliche Wiener grüßt aber nie zurück…

Die Altenberg-Figuren wurden einst für die Wiener Festwochen angefertigt.

Innehalten in der Krise

Zwei Wochen sind wir nun zuhause. Zwei Wochen voller Sorgen und Hoffnungen, Informieren und Mahnen, Abstand und Zusammenhalten. Ungeduldig fragen wir: Wann kriegen wir unser normales Leben zurück?

Das leere Wien

Ein frühlingshafter Samstag in der Wiener Innenstadt: Unter normalen Umständen ist das Laufen und Radfahren entlang des Rings absolut ungemütlich und der Lunge kaum zumutbar. Die Krise macht es möglich, das wunderschöne Herz Wiens in einem völlig anderen Zustand zu erleben. Der Rathausplatz ist ungewohnt verlassen, das Burgtheater geschlossen. Die Fahrstreifen sind fast leer, in regelmäßigen Ampelintervallen rauschen eine Handvoll Autos vorbei – Kleinstadtcharakter. Die Rad- und Fußwege sind etwas belebter. Radfahrer und Läufer machen große Bogen umeinander und werfen sich zögerlich ein freundliches Lächeln zu. Die Luft riecht anders, das Atmen fühlt sich gesund an, die Vögel zwitschern. Die Hektik macht Pause.

Die leere Ringstraße vor dem Burgtheater

Bevor wir nun ungeduldig unseren gewohnten Alltag zurückverlangen, halten wir doch kurz inne: Wollen wir das wirklich alles wieder?

Der Kuss von der Straße

Es ist das berühmteste und berührendste Kunstwerk von Gustav Klimt – und nicht nur im Oberen Belvedere zu sehen! Auch in der Hernstorferstraße 12 in Wien-Penzing gibt es einen „Kuss“ – und zwar auf einer Hausmauer. Noch vor wenigen Jahren soll es an dieser Stelle ein Klimt-Restaurant gegeben haben. Heute erinnert nur noch die ansonsten oft so vergängliche Straßenkunst daran.
Top: Gratis zu sehen – ohne Timeslot und ohne Touristen!

Der Kuss - nach Gustav Klimt. Noch schöner natürlich, wenn der Zeitungsständer abmontiert ist...

Der Kuss nach Gustav Klimt. Noch schöner, wenn der Zeitungsständer abmontiert ist.

The Kiss Streetart in Vienna

Die Liebe steckt im Detail. Gold sucht man bei diesem Straßen-Liebespaar aber vergeblich.

Wettervorhersage von einst

Was ist das für eine Säule? Touristen wie Einheimische machen zur Sicherheit ein Handyfoto davon und gehen schulterzuckend weiter. Es handelt sich um ein sogenanntes Wetterhäuschen. Der Blickfänger im Wiener Rathauspark enthält ein Thermometer, ein Barometer und ein Hygrometer. Bildhauerin Maria Biljan-Bilger hat es mit bunten Keramikmosaiken verziert, die die zwölf Tierkreiszeichen darstellen. Das Wetterhäuschen wurde 1956 neu errichtet, weil das alte offenbar im Zweiten Krieg zerstört worden war. Ähnlich erging es auch anderen Wetterhäuschen in Wiener Parks. Die Stadtforschung sagt: „Einst stellten sie wichtige Treffpunkte im städtischen Getriebe dar, begehrte Informationsstätten, spezialisiert auf ein Thema, von dem schlichtweg alle betroffen sind: das Wetter.“

Vintage-Deko für Weihnachten

Oft sind Antiquitätengeschäfte so dunkel, unfreundlich und klein gestaltet, dass man sich gar nicht so recht hineingehen traut. Ganz anders ist das bei Catrinette in der Porzellangasse. Hier kann man ungestört stöbern, schauen und einkaufen. Im Angebot gibt es Möbel, Mode und Elektronikgeräte, die funktionieren! Auf Facebook wird stets über die neueste Altware informiert. Fazit: Die Wiener Porzellangasse ist wegen ihrer kleinen Spezialgeschäfte und Nahversorger ohnehin einen Spaziergang wert. Catrinette bietet dafür noch einen Grund mehr, wenn man originelle Geschenke für sich oder für Weihnachten sucht!

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Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.