Pater Martins neues Buch: „Humor ist unverzichtbar!“

Er hat einst irrtümlich das Klosterauto im See versenkt, ein falsches Gebiss gesegnet, eine Braut mit einem Hammer gerettet, seinen Ordensbrüdern Streiche gespielt, per Autostopp das Land bereist und beim Pilgern und Bergsteigen für kleine Wunder gesorgt. Es gibt wohl hunderte Erzählungen über Pater Martin Bichler, dem lebensfrohen Franziskanermönch mit dem ansteckenden Lachen. In einem neuen „Best-of“-Taschenbuch erzählt Pater Martin seine Lieblingsgeschichten – und verrät neue Anekdoten aus seiner Heimat Osttirol, die bestimmt ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Kulturblogger.com hat Pater Martin zum Interview gebeten:

Lieber Pater Martin, warum erzählst du diese Geschichten?

„Lustige Geschichten bringen Menschen zum Lachen – das gefällt mir! Humor kommt vom lateinischen Wort Humus – also Erde. Humor erdet!“

Krieg, Krisen, Klimawandel, Corona – braucht es in diesen Zeiten dieses Buch?

„Humor ist gerade in Krisenzeiten unverzichtbar. Humor und Lachen verschaffen Distanz zum herausfordernden und schwierigen Alltag.“

Was ist deine Aufgabe als Franziskaner? Wie passt dein Humor dazu?

„Als Franziskaner bin ich mit Menschen in allen Lebenslagen unterwegs. Humor und Lachen kann oft eine Hilfe sein. Damit geht manches leichter.“

Wie geht es dir als Pfarrer in Lienz/Osttirol?

„Osttirol ist meine Heimat. Als Franziskaner ziehen wir Ordensbrüder wie unser Ordensgründer Franz von Assisi immer wieder weiter in die nächst Niederlassung. Lienz/Osttirol ist ein Heimspiel für mich.“

Am Buchcover bist du mit „Gehstock“ zu sehen? Bist du alt geworden?

„Es handelt sich nicht um einen Gehstock, sondern um einen Pilgerstab. Nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine bin ich mit einigen Leuten spontan pilgern gegangen. Man fühlte sich so hilflos. Durch das Pilgern bewege ich mich selbst. Es bewegt auch etwas in mir und rund um mich herum.“

Erlebst du nach wie vor so viel? Wie kommt das?

„Mein Lebensmotto ist ein Spruch vom heiligen Spaßmacher Philipp Neri: ‚Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen‘. Da ist es kein Wunder, dass man viel erlebt.“

Was hat es mit dem Autostoppen auf sich? Hobby, Einstellung oder Notwendigkeit?

„Autostoppen ist umweltfreundlich. Häufig nehmen mich Menschen mit, die eh schon einmal mit mir oder einem Ordensmann reden wollten. Da ergeben sich am Weg sehr interessante Gespräche, auch seelsorgliche Gespräche. Manchmal ist unser Klosterauto besetzt, dann sag ich zu meinen Mitbrüdern: ‚Macht euch keine Sorgen. Ich komme da auch gut per Autostopp hin!'“

Wer wird mit deinem Buch Freude haben, wer weniger?

„Wer Humor hat und auch ein wenig Spaß versteht, wird damit Freude haben. Die anderen sollten es gleich gar nicht lesen. Wenn sie es trotzdem lesen, laufen sie Gefahr lachen zu müssen…“

Das Buch „Pater Martin – Die besten Geschichten“ erscheint am 24. November im Freya Verlag. Es ist in allen Buchhandlungen sowie im Internet um 14,90 Euro bestellbar.

Romeo Kaltenbrunner: „Wusste gar nicht, was Kabarett ist“

Romeo Kaltenbrunner ist „Innovationsmanager“ bei der Stadt Wien und schreibt gerade an seinem ersten abendfüllenden Kabarettprogramm. Es geht um den Neuanfang nach einer Beziehung, den Kampf zwischen Großstadt und Dorf, Rassismus und den starken Glauben an die Digitalisierung, „denn gepriesen sei das ewige Wachstum. Amen.“ Mit einer Kostprobe davon gewann der 34-Jährige soeben die Ennser Kleinkunstkartoffel.

Pointen, die verbinden

Für seine Pointen beobachtet der gebürtige Linzer das Verhalten von Menschen – und hört ihnen gut zu. Wenn er auf der Bühne etwa von seiner reichen „Exfreundin aus Döbling“ erzählt, kommt die Inspiration dazu aus seinem Umfeld: „In meinem Bekanntenkreis sind im ersten Coronajahr einige Langzeitbeziehungen, sogar Verlobungen, zu Ende gegangen. Die Gründe waren auf den ersten Blick unterschiedlich, auf der anderen Seite aber wieder sehr ähnlich.“ Er möchte Menschen „über Generationen, Geschlechter und Herkunft hinweg verbinden und aufzeigen, dass wir uns alle ähnlicher sind, als wir glauben.“

Der überraschte Bruder

Für Kaltenbrunner muss Kabarett „politische und gesellschaftliche Entwicklungen durch Überspitzung kenntlich machen. Das Publikum soll lachen und dann über die Message nachdenken.“ Mit dem Sieg bei der Ennser Kleinkunstkartoffel rückt er vielleicht dem Traum „Kabarettist auf Vollzeitbasis“ ein Stück näher. Wobei – als er seinem fast 18 Jahre jüngeren Bruder sagte, dass er jetzt so etwas Ähnliches wie Comedy macht, meinte dieser darauf nur: „Wusste nicht, dass du lustig bist“. 

TV-Hinweis: 3. März 2022 – 22.50 Uhr „Ennser Kleinkunstkartoffel“ auf ORF III

Romeo Kaltenbrunner gewann 2022 die Ennser Kleinkunstkartoffel

Elli Bauer: „Frauen im Kabarett werden schnell in eine Rolle gedrängt“

Elli Bauer ist 31 Jahre alt, hat Sozialarbeit studiert und arbeitet unter anderem als Hip-Hop-Trainerin in Graz. Vor wenigen Tagen gewann sie die beiden Kabarettwettbewerbe Ennser Kleinkunstkartoffel und Freistädter Frischling. Wie die Halbschottin zum Kabarett gekommen ist und was ihr an dieser „Männerdomäne“ missfällt, verrät sie im Interview mit kulturblogger.at.

Elli Bauer

Elli Bauers Ziel auf der Bühne ist es immer, eine gute Show abzuliefern: „Was auf keinen Fall fehlen darf: Selbstironie und eine Beziehung zum Publikum.“

Du bist nach elf Jahren die allererste Gewinnerin der Ennser Kleinkunstkartoffel. Kabarett gilt überhaupt als Männerdomäne. Warum ist das so?
Zunächst gilt der Grund, der für alle Männerdomänen gilt: Man reicht sich den Kelch untereinander weiter. Ein Muster, das einfach noch nicht durchbrochen wurde. Andererseits beobachte ich, dass Frauen im Kabarett sehr schnell in eine bestimmte Rolle gedrängt werden und diese auch teilweise selbst annehmen. Leider bedient diese oft genau die Klischees, von denen wir uns versuchen zu verabschieden: hilflos, dümmlich, hysterisch, männer- bzw. schokonarrisch, einkaufssüchtig. Selbst wenn es als emanzipiert verkauft wird, ist es meist dennoch schrill im Ton. Die Frauenrollen können dann wie Karikaturen wirken und geben selten Einblicke in wie das Leben für viele Frauen tatsächlich ist.

„Frauen dürfen sich in vielen Lebensbereichen weniger Fehler oder Menschlichkeiten erlauben, um Wertschätzung für ihr Können zu bekommen.“

Elli Bauer, Kabarettistin

Ich denke, dass es Frauen generell schwerer fällt mit etwas Unfertigem aufzutreten, da sie definitiv schneller und stärker negativ beurteilt werden. Frauen dürfen sich in vielen Lebensbereichen weniger Fehler oder Menschlichkeiten erlauben, um Wertschätzung für ihr Können zu bekommen. Männer hingegen arbeiten oft eher nach dem Schau-ma-mal-Prinzip und stellen sich einfach auf die Bühne.

Eines ist ganz klar: Kabarett ist nicht nur Gabe sondern, wie alle Bühnenkünste, eindeutig auch Übungssache. Üben heißt in diesem Fall sich einfach auf die Bühne stellen und zu reden beginnen. Meiner Erfahrung nach machen das Männer unbedarfter als Frauen, werden somit schneller besser und treten öfter auf. Generell missfällt mir diese Situation natürlich, da sie nicht ausgewogen und geschlechterbezogen ist. Ich selbst kann aus meinen persönlichen Erfahrungen aber nichts Negatives berichten. Ich bin mir meiner Sache aber auch sehr sicher.

Du singst etwa über Frauenarzt-Besuche. Wie wählst du deine Themen aus?
Die Themen meiner Lieder und meines Programms an sich sind immer Erfahrungen oder Beobachtungen, die ich selbst gemacht habe. Dementsprechend authentisch kann ich dann auch darüber berichten. Ich lege auch gern ein Augenmerk auf Dinge, die sehr viele Menschen betreffen, über die aber eher selten gesprochen wird.  In meinem Programm ist auch Politisches dabei.

Wie bist du zum Kabarett gekommen?
Als Halbschottin bin ich mit sehr viel britischer Comedy aufgewachsen und habe es immer schon geliebt. Vor allem die sogenannte observational comedy. Ich habe immer schon gerne Leute zum Lachen gebracht und auch immer schon gerne Musik gemacht. Irgendwann habe ich dann beides kombiniert und habe mich damit auf die Bühne getraut – und das gleich beim Kleinkunstvogel 2013. Als Test quasi, ob irgendwen interessiert, was ich darbiete. Als ich dann im Finale nur knapp den Publikumsvogel nicht gewann, war mir klar, dass das was werden könnte.

BlöZinger über ihr neues Programm „ErIch“

Gestern Abend präsentierten Robert Blöchl und Roland Penzinger (BlöZinger) ihr neues Programm „ErIch“ im ausverkauften Kulturzentrum d’Zuckerfabrik. Dabei geht es um ein Familientreffen und Begräbnis der besonderen Art. Beide Kabarettisten schlüpften in zahlreiche Rollen und boten dem Publikum zwei Stunden lang beste Unterhaltung. BlöZinger gehören inzwischen zu den besten Kabarettisten des Landes. Kulturblogger.at traf sie zum Interview.

BlöZinger mit ihrem Programm "ErIch" im Kulturzentrum d'Zuckerfabrik.

BlöZinger mit ihrem Programm „ErIch“ im Kulturzentrum d’Zuckerfabrik.

Kulturblogger.at: Seid ihr die vergangenen Jahre lustiger geworden?

Roland Penzinger: Ich würde ja jetzt gerne etwas sagen, aber ich darf nicht. Bitte Robert.
Robert Blöchl: Natürlich sind wir lustiger geworden. Hoffen wir. Ich hab den Roland vor zwanzig Jahren nicht gekannt, aber ich bin mir ziemlich sicher, er war damals gar nicht lustig und jetzt ist es mittlerweile voll okay.
Penzinger: Siehst du, das hätte ich auch gesagt, nur anders.

Kulturblogger.at: Und woran liegt das?

Penzinger: Wie gesagt, ich darf nicht. Bitte Robert.
Blöchl: Ein Riesenvorteil ist, dass man im Alter nicht mehr alles ernst nimmt. Ich mein, wir sind zwar nicht so alt, also ich bin nicht so alt… (Zu Roland) Wie alt bist du?
Penzinger: Alt genug. Danke! Ich darf‘s nicht sagen. Ich darf ja keine Fragen beantworten.
Blöchl: Also im Alter nimmt man nicht mehr alles ganz so ernst und das hilft uns beiden schon. Speziell auf der Bühne.
Penzinger: Ich kann dich gern Ernst nennen wenn du willst. Also wenn dir Robert nicht mehr gefällt. Das ist ja ein alter Name. Ernst würde auch zu dir passen!
Blöchl: Du hast keinen Text!

Kulturblogger.at: Ihr wechselt ständig die Charaktere. Wie schafft ihr es, euch den Text zu merken und die Köpersprache dem Charakter entsprechend umzustellen?

Blöchl: Mir fällt das persönlich eher leicht. Mein Kollege kämpft schon ein bisschen damit, aber er wird besser. Er ist wie Wein. Er korkt irgendwann.
Penzinger: Na super, was er gesagt hat. Ich hätte genau das gleiche gesagt, nur komplett anders. Ich glaube ja, es hilft schon, wenn man ein bisschen schizophren ist. Also wenn man eine multiple Persönlichkeit hat, dann hilft das schon sehr. Stimmt doch, Robert?
Blöchl: Und was auch hilft ist, dass wir durch die Clown-Arbeit schon lange Pantomime machen. Das hilft uns bei der Körpersprache entscheidend.

Kulturblogger.at: Übt ihr das vor dem Spiegel?

Penzinger: Nein, soll man auch nicht machen. Weil es immer nur zweidimensional ist. Also ich glaube nicht, dass das hilft.
Blöchl: Das Einzige, was ich vor dem Spiegel regelmäßig übe, ist Zähneputzen. Und das haut mittlerweile halbwegs hin.

Kulturblogger.at: Wie lange arbeitet ihr an so einem Programm?

Penzinger: Darf ich was sagen?
Blöchl: Ja.
Penzinger: Okay. Also ich sag immer so: Es ist wie eine Schwangerschaft. Also ungefähr neun Monate.
Blöchl: Von der Ideenfindung, bis zum Schreiben, bis zum Proben, bis zum Intensivproben vergehen zirka neun Monate.

Kulturblogger.at: Wie ist für euch der Tag der Entbindung?

Penzinger: Also wir verlieren das Fruchtwasser, lullen uns an, uns ist schlecht…
Blöchl: Der Vergleich hinkt gar nicht so, weil vor jeder Premiere denkt man sich: „Das tun wir uns nie wieder an. Nie wieder!“ Und da es doch auch Familien mit mehreren Kindern gibt… die Frage stellen sich wahrscheinlich viele Menschen auch…nie wieder ein zweites Kind…und irgendwie vergisst man es dann wieder, wenn man das Kind mag zumindest. Man vergisst den ganzen Stress und das nervös sein, das martern vor und hinter dem Vorhang – und irgendwann macht man dann doch ein neues Programm.

Kulturblogger.at: Es läuft schon ziemlich gut für euch. Ihr seid jetzt auch im Fernsehen zu sehen. Wo seht ihr eure Zukunft?

Blöchl: Also seine sehe ich bei Aktenzeichen.
Penzinger: Seine bei „Wer will mich?“
Robert: Das Ziel kann eh nur sein: Viel spielen und durch das neue Programm ein bisschen bekannter werden. Das Programm hat super gestartet und läuft sehr, sehr gut. Und wo es uns hinbringt – darauf lassen wir uns überraschen!

Kulturblogger.at: Warum macht ihr überhaupt Kabarett?

Penzinger: Weil wir sonst nichts können.
Blöchl: ich könnte natürlich total viele andere Sachen auch machen.
Penzinger: Jaaa. Du kannst ja nicht einmal Zähneputzen.
Blöchl: Da ist viel Mitleid von meiner Seite dabei…Generell macht es uns einfach Spaß!

Kulturblogger.at: Danke für das Interview!

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Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch. 

Vocalensemble Lalá im Interview

Das Vocalensemble Lalá hat ein neues Album herausgebracht und im Kulturzentrum d’Zuckerfabrik in Enns ein grandioses Konzert gegeben. Kulturblogger.at traf die vier sympathischen Oberösterreicher zum Interview.

Lalá bei ihrem Konzert im Kulturzentrum d'Zuckerfabrik in Enns

Das Vocalensemble Lalá bei ihrem Konzert im Kulturzentrum d’Zuckerfabrik in Enns

Kulturblogger.at: Warum heißt euer Ensemble „Lalá“?

Julia: Die Ilia, der Mathias, der Peter und ich waren gemeinsam im Stiftergymnasium in Linz. Da hatten wir einen Philosophie- und Psychologie-Professor und der war und ist ein großer Fan von uns. Eines Tages kam er auf uns zu und sagte: Hey Leute, ich hab den perfekten Namen für euch – Lalá. Das heißt so viel wie „Nachsingen“ auf Griechisch, besteht aus vier Buchstaben und wir sind zu viert. Zwei L für zwei Männer, zwei A für zwei Frauen. Der Name war also die Inspiration unseres Professors.

Kulturblogger.at: Warum singt ihr a-capella?

Ilia: Warum nicht?
Peter: Weil wir keine Instrumente brauchen.
Julia: Weil wir keine Instrumente können! (lacht)
Ilia: Nein, das stimmt nicht. Weil es mal was anderes ist.
Peter: Ich glaube es gibt kein Warum.
Ilia: Es macht uns einfach Spaß.

Kulturblogger.at: Hört ihr privat auch a-capella?

Julia: Ja, vor allem weil wir uns weiterbilden. Und aufgrund unseres beruflichen Weges sind wir mit einigen a-capella-Gruppen in Kontakt und da forscht man ein bisschen – wie machen das die anderen, wie klingen die anderen?

Kulturblogger.at: Wie weltweit seid ihr unterwegs?

Ilia: Wir fahren in einer Woche nach China. Das ist natürlich ein Highlight für uns – unser erster Auftritt in Asien. Und wir werden schauen, was sich dort ergibt. Wir waren in Europa schon in Norwegen, Schweiz,  Deutschland  – einmal in Algerien – und einmal in Afrika für drei Tage.

Kulturblogger.at: Was sind eure größten Erfolge bisher?

Julia: Das sind schon so viele, da müssen wir nachdenken. (lacht)
Peter: Wir haben im Vorjahr den Brucknerpreis in Linz gewonnen. Das war eine coole Sache.
Julia: Eine große Auszeichnung war für uns der a-capella-Wettbewerb für Ensembles in Leipzig – da haben wir den besten Platz belegt. Der größte Erfolg war ein Konzert mit extrem vielen Jugendlichen in der algerischen Hauptstadt Algier. Damals war es dort politisch ein bisschen schwierig und die Jugendlichen hatten ein großes Verlangen nach Freiheit – und das haben wir in unserem Konzert so richtig aus ihnen rausholen können. Am Schluss war eine extrem gute Stimmung und die Jugendlichen sind herumgesprungen und haben getanzt – das ist eigentlich verboten. Es gibt ein Tanzverbot in Algerien.

Kulturblogger.at: Wird zu a-capella gewöhnlich getanzt?

Julia: Wenig.
Mathias: Eigentlich gar nicht.
Julia: Wir gehen auf der Bühne im Rhythmus rechts und links. (lacht)

Kulturblogger.at: Gibt es viel Konkurrenz bzw. ist die a-capella-Szene gut unterwegs?

Mathias: Man muss schon sagen, dass die Szene in Österreich nicht so ausgeprägt ist. Die Gruppen, die etwas öfter in den Medien vorkommen, kann man an einer Hand abzählen.

Kulturblogger.at: Ist das ein Vorteil für euch?

Alle: Ja, sicher.

Kulturblogger.at: Ihr macht kein Musikkabarett auf der Bühne – sondern betreibt eure Musik ernst?

Julia: Wir sind ziemlich seriös muss man sagen. (lacht)
Ilia: Wir haben verschiedene Programme und singen alle Stilrichtungen. Heute präsentieren wir ein Pop-Jazz-Programm und in Linz präsentieren wir unsere neue CD, die etwas ganz anderes bietet, nämlich Bruckner, Brahms und Komponisten aus der Romantik.
Julia: Unser Schwerpunkt liegt beim Singen.

Kulturbogger.at: Die Gruppe Bauchklang ist mit elektronisch-klingender Musik erfolgreich, Fii macht als Beatboxer seinen Weg. Probiert ihr so etwas auch?

Mathias: Ich probiere, dass ich ein Beatbox-Element hineinbringe, aber allgemein fehlt uns dazu einfach ein fünfter Mann – weil uns sonst einfach eine Stimme abgeht.
Ilia: Aber wir sind am 8. Dezember im Metropol, wo wir mit Beatboxern unsere Lieder noch einmal aufpeppen.

Kulturblogger.at: Seid ihr zu viert, weil es praktisch ist zu proben?

Julia: Wir haben uns in der Schule so kennen gelernt und sind in dieser Formation geblieben.
Ilia: Es ist auch praktisch, weil bei klassischer Literatur eine normale Stimmaufteilung, also Sopran, Alt, Tenor und Bass, einfach da ist. Und das ist bei uns einfach der Fall.

Kulturblogger.at: Was sind die näheren Ziele von euch?

Peter: Von China wieder zurückkommen. (lacht) Im Dezember geht es weiter mit Weihnachtskonzerten und Weihnachtsliedern.
Ilia: Was wir in näherer Zukunft auch planen ist eine CD oder ein Projekt für Kinder. Und wir werden mit einem Streichensemble aus Linz etwas machen. Mal schauen, was auf uns zukommt.

Kulturblogger.at: Welchen Stellenwert nimmt die Band Lalá in eurem Leben ein?

Julia: Die Band trägt uns finanziell. Wir machen das beruflich. Wir haben zwar nebenbei alle ein Studium rennen, aber das Vocalensemble ist ab Herbst jetzt unser Beruf. Wir treffen uns zwei- bis dreimal pro Woche den ganzen Tag und proben, organisieren und haben Spaß miteinander. Lalá ist unsere Arbeit.
Ilina: Und unser Vergnügen.

Kulturblogger.at: Danke für das Interview!

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über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch. 

Maria Erlacher: „Bei Haydn bekomme ich Gänsehaut“

Am 23. Juni wird in der Stadthalle Enns das Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn aufgeführt. Als Solistin konnte die international gefragte Sopranistin Maria Erlacher gewonnen werden. „Die Jahreszeiten bieten viele Höhepunkte. Ich liebe den Part der Hanne und bei den überwältigenden Chören bekomme ich immer Gänsehaut“, so Erlacher. „Haydns Musik ist schöne schwungvolle Musik, die auf jeden Fall ins Ohr geht und auch Menschen gefällt, die nicht an klassische Musik gewohnt sind.“

Sopranistin Maria Erlacher

Sopranistin Maria Erlacher

Besonders das „selbstverständliche und doch so einzigartige“ Thema von Haydns großer Komposition gefällt Erlacher: „Die Jahreszeiten genießen nicht alle Menschen auf unserer Erde. Wir haben ein Au-Pair-Mädchen aus Afrika und sie ist immer ganz angetan von unseren abwechslungsreichen Jahreszeiten – denn bei ihr gibt es nur warm oder warm mit Regen.“

Im Jahr 2005 gewann Erlacher beim größten österreichischen Gesangswettbewerb Gradus ad Parnassum den Sonderpreis. Ihre Konzerttätigkeit führte sie bereits nach Südafrika oder Japan. Im Juli 2007 wurde sie für eine CD-Produktion mit Telemanns Harmonischen Gottesdienst nach Moskau und St. Petersburg eingeladen und im November 2009 brillierte sie bei einem Opernfestival in Tirana/Albanien.

Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Karten gibt es bei Mode Schmid und Juwelier Steininger in Enns, bei der Buchhandlung Hajek in St. Valentin und im Internet unter diejahreszeiten.wordpress.com

Interview mit Startenor Daniel Johannsen

Am 23. Juni wird in der Stadthalle Enns das Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn aufgeführt. Auf der Bühne steht neben Dirigent Heinz Ferlesch, dem Ensemble Sonare Linz, dem Chor Ad Libitum, den Solisten Maria Erlacher (Sopran) und Josef Wagner (Bass) auch der Wiener Startenor Daniel Johannsen. Er ist Preisträger des Bach-, Schumann-, Mozart- sowie Wigmore-Hall-Wettbewerbs und konzertierte bereits mit den Wiener Philharmonikern oder Nikolaus Harnoncourt. In Hinblick auf das Konzert baten wir ihn zum Interview:

Kulturblogger.at: Wie bereiten Sie sich auf das Konzert vor?

Johannsen: Haydns „Jahreszeiten“ begleiten mich schon sehr lange. Ich habe damit vor fast zwölf Jahren eines meiner ersten großen Chor-Orchester-Konzerte bestritten und musste mich damals enorm sorgfältig vorbereiten. Nicht nur stimmlich, sondern auch interpretatorisch – und davon profitiere ich bis heute.

Kulturblogger.at: Was ist für Sie das Besondere an den „Jahreszeiten“?

Johannsen: Wir sind heute eine emanzipierte Kulturgesellschaft. Es wird buchstäblich aus allem und über alles Theater gemacht. Ja, manchmal hätte man es vielleicht sogar lieber, gewisse Dinge nicht auch noch auf der Bühne betrachten zu müssen. Zu Haydns Zeit war das noch ganz anders. Als „theatertauglich“ galten nur schwülstige Themen aus der Mythologie, höfische Dramen, allenfalls noch etwas universellere biblische Inhalte. Man kann es gar nicht hoch genug schätzen, dass Haydn und sein Librettist zum ersten Mal in der Musikgeschichte den ganz einfachen Menschen mit ihren Freuden, Ängsten, Sehnsüchten und ziemlich alltäglichen und unspektakulären Landleben ein Podium boten.

Der selbstsichere, überhebliche Landadel kommt übrigens gar nicht gut weg, wie man es Hannchens kluger Ballade aus dem Winter entnehmen kann. Das ist für die damalige Zeit äußerst gewagt und kann mich, neben der menschenfreundlichen, optimistischen Grundhaltung des Werks, genauso begeistern wie die unzähligen kompositorischen Schönheiten. Das lässt auch über manche vielleicht etwas belehrende oder verzopfte Passage hinweghören, die es in einem Text aus dieser Zeit halt eben gibt.

Kulturblogger.at: Welcher Part des Stückes ist eine besondere Herausforderung für Sie?

Johannsen: Die große Szene (Rezitativ und Arie „Hier steht der Wandrer nun“) im Winter ist bestimmt der musikalische Höhepunkt der Tenorpartie. Aber auch das Stimmungsbild der brütenden Sommerhitze („Dem Druck erlieget die Natur“) bedarf einiger Kunstfertigkeit.

Kulturblogger.at: Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Stück bereits gemacht?

Johannsen: Es spricht an und begeistert: Das konnte ich in Räumen wie dem Wiener Konzerthaus oder dem Haydnsaal von Schloß Esterházy mit großer Freude bei ganz unterschiedlichen Publikumsgruppen feststellen.

Kulturblogger.at: Welche persönlichen Höhepunkte hat das Stück für Sie?

Johannsen: Die Baßarie „Erblicke hier, betörter Mensch“, mit der uns die Vergänglichkeit des menschlichen Strebens und Handelns vor Augen geführt wird, vermag mich vielleicht am meisten zu bewegen. Und so viel darf ich verraten: Mit meinem lieben Freund und Kollegen Josef Wagner wird das ein unvergleichliches Erlebnis! Aber auch der großartige Sonnenaufgang zu Beginn des Sommer-Teils und die überschäumende Freude des Wein-Chores im Herbst sind meine Highlights – und sicher auch die des Publikums.

Kulturblogger.at: Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit dem Chor Ad Libitum, dem Ensemble Sonare Linz und Heinz Ferlesch?

Johannsen: Das Ensemble Sonare Linz ist mir aus einer Bachschen „Johannes-Passion“ in allerbester Erinnerung. Die langjährige menschlich-musikalische Freundschaft mit Heinz Ferlesch ist sicher dafür verantwortlich, dass ich dem Dirigenten (mit dem ich bereits so großartige Werke wie die „Matthäus-Passion“ oder Händels opulente Oratorien „Judas Maccabaeus“ und „Solomon“ darbieten konnte) gerne zugesagt habe.

Kulturblogger.at: Wem empfehlen Sie, dieses Konzert zu besuchen? Was kann man sich von so einem Konzertabend für sich selbst mitnehmen?

Johannsen: Allen empfehle ich es. Und auch wenn der Spruch schon etwas abgegriffen ist, bringt es Haydn nach wie vor auf den Punkt: „Meine Sprache versteht die ganze Welt.“ Und die Freude und die Begeisterung auf den Gesichtern der Zuhörerschaft ist neben all den herrlichen Ohrwürmern das, was der Sänger dankbar und beschwingt mit nach Hause nimmt.

Mehr Infos zum Konzert: diejahreszeiten.wordpress.com