Fantasie-Tunnel von Frau Isa

Große Kunst statt graue Unterführungen: Die Street-Art-Künstlerin Frau Isa hat mit der Spraydose zwei lange Unterführungen neben der U1-Station Kaisermühlen verschönert. Sie möchte damit Fußgängerinnen und Radfahrer aus dem Alltag reißen: „Ich probiere eine Fantasiewelt darzustellen, mit Sachen, die Kinder kennen. Es sind viele einzelne Elemente, wo sich jeder eine Geschichte ausdenken kann.“ Die Reaktionen sind meist positiv. Viele freuen sich über die farbenfrohen Bilder und hoffen, dass sie nicht sofort wieder verschandelt werden. Aber ganz ohne Wiener Grant geht es auch nicht: Eine Passantin etwa beschwerte sich bei Frau Isa über das Sprayen im Tunnel. „Sie tragen ja eine Maske – aber wir müssen die giftigen Gase einatmen!“

Frau Isa zeichnet gerne starke Frauen mit fröhlichen Farben
Eine Fantasiewelt mit Alltagsobjekten, die auch Kindern Freude bereiten soll

Calle Libre: Street-Art auf 400-Meter-Halle

Noch bis Sonntag läuft das Wiener Street-Art-Festival Calle Libre: Mehr als 30 internationale Künstlerinnen und Künstler verwandeln dabei am ehemaligen Nordwestbahnhof eine Lagerhalle in ein Kunstwerk – auf einer Länge von 400 Metern! Daneben gibts Skultpuren, Workshops, Gastronomie und DJ-Musik. „Das Calle Libre findet heuer unter dem Motto Regeneration statt. Es geht um Erholung und um das Wiederaufatmen nach einer schwierigen Zeit“, erklärt Festivaldirektor Jakob Kattner. Auch Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden mit Pinsel und Spraxdose thematisiert. Ein Wermutstropfen: Die bunte Lagerhalle soll 2023 abgerissen werden. Es werden neue Wohnungen gebaut.

Jay Coleman (US) malt ein Mädchen mit Seifenblasen-Erde
Axel Schindler aus Wien: „Wir sitzen alle im selben Boot“
Street-Artist Bordalo II gestaltete ein Kunstwerk aus Müll

Street-Art über den Ukraine-Krieg

Kunst ist oft politisch und aktuell. Daher wenig verwunderlich, dass Graffiti- und Street-Art-Künstler den Krieg in der Ukraine behandeln. Auf Wiener Wänden wie am Donaukanal sind viele Werke in blau-gelben Farben gesprayt worden. Der Wunsch hinter den traurigen und oft auch wütenden Bildern lautet Frieden statt Krieg. Viele Künstlerinnen und Künstler engagieren sich zusätzlich für die Flüchtlingshilfe und verkaufen ihre Arbeiten bei Benefizaktionen.

Ein abgewandeltes Zitat vom Kriegsbeginn – gesehen am Donaukanal
Wunsch nach Frieden am Yppenplatz – von Mariella Lehner, Franziska Prohaska und Jannis Neumann

Doku über Wiens Street-Art-Szene

Wer sind die Menschen, die die Stadt bunter machen, uns mit ihrer Kunst überraschen, provozieren und staunen lassen? Eine neue ORF-Dokumentation über Street-Art in Wien begleitet einige Künstlerinnen und Künstlern beim Sprayen, Malen und Kleben im öffentlichen Raum. Zu sehen ist etwa der international erfolgreiche Sprayer Nychos, wie er eine riesige Hausfassade in Favoriten besprüht, die Papierkünstlerin Lym Moreno, wie sie ihre bunten Plakate heimlich in Wien anbringt, oder auch Deadbeat Hero, wie er einen alten Lastwagen auf einem Firmengelände verschönert. Ob kleine Interventionen in den Straßen, flüchtige Kunstwerke am Donaukanal oder aufsehenerregende Murals (Wandbilder) auf Wohnhäusern: Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird sie an jeder Ecke sehen: Street-Art in Wien.

https://tvthek.orf.at/profile/Erlebnis-Oesterreich/1200/Erlebnis-Oesterreich-Street-Art/14120696/Erlebnis-Oesterreich-Street-Art/15080860

„Wer hat an der Uhr gedreht?“ Marcin Glod in der Westbahnstraße

Street-Art zum Anziehen

Es ist ein unaufhaltbarer Trend: Street-Art ist längst nicht mehr nur auf Straßen und Hausmauern zu sehen, sondern auch auf Produkten in Handel und Gastronomie. In Wien etwa sprayt Deadbeat Hero zwar weiterhin am Donaukanal, verkauft seine Robotermotive aber auch auf T-Shirts, Pullovers, Pins und Masken. Street-Art-Künstlerin und Designerin Linda Steiner hat gerade ein Einkaufssackerl für Hofer entworfen – und Street-Artist und Illustrator Boicut ein 1.000-Teile-Puzzle für Kunstfans. Außerdem werten seine farbenfrohen Etiketten Millionen an Mineralwasser-Flaschen auf. An Street-Art kommt man künftig wohl nicht mehr vorbei 🙂 Mehr…

Ein Motiv von Deadbeat Hero – oben am Donaukanal, unten auf einem Pullover im eigenen Shop

Graffitiszene reagiert auf Terror

Die fast 300 Meter lange schwarze Wand ist als Zeichen der Trauer unübersehbar: In Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Wien haben Sprayer gegenüber vom Schwedenplatz die Graffitis am Donaukanal mit schwarzer Farbe übermalt. Wer ein paar Meter weiter einen genaueren Blick wagt, findet außerdem erste Kunstwerke, die auf das Attentat Bezug nehmen: Neben Herzen und Friedenstauben wurde etwa der berühmte, aber wohl nie so gerufene Satz „Schleich di, du Oaschloch!“ bei der Freda-Meissner-Blau-Promenade gesprayt.

Schwarze Wand statt bunten Graffitis zwischen Salztor- und Marienbrücke.
Eine urbane Legende: „Schleich di, du Oaschloch!“
Sogar Snoopy trauert mit Wien am Donaukanal

Aufregung um Banksy-Ausstellung

Banksy ist einer der berühmtesten Street-Art-Künstler der Welt. In den Wiener Sofiensälen ist mit „The Art of Banksy“ gerade eine nicht autorisierte Ausstellung über den anonymen Briten zu sehen. Die Aufregung darüber ist groß. Darf man das? Werke, die im öffentlichen Raum zu sehen waren als Kopien in ein Museum hängen und dafür Geld verlangen? Noch dazu ohne Erlaubnis des Künstlers? Am Eröffnungstag protestierte jedenfalls ein junger Mann mit Schild vor der Ausstellung. So mancher Besucher mutmaßte: „Du wirst sicher dafür bezahlt, dass du hier stehst.“ Vielleicht sogar von den Ausstellungsmachern? Oder von Banksy selbst? Auch an die Hausmauer der Sofiensäle war ein Protestbild gesprayt worden.

Die Ausstellung selbst zeigt jedenfalls einen guten Überblick über Banksys Werke – unter anderem das weltberühmte „Girl and Baloon“ – das Bild hatte sich bei einer Kunstauktion vor zwei Jahren selbst geschreddert. Die Ausstellung ist nett, aber nicht echt. Street-Art gehört einfach auf die Straße, nicht in Prunksäle. Banksys zumeist politische Botschaften bleiben trotzdem hängen: „If graffiti changed anything – it would be illegal.“

Wien – Stadt der freundlichen Gesichter

Da ist jemand in Wien mit Spraydose unterwegs und macht die Stadt ein bisschen freundlicher – mit lustigen Mäxchen. Vor allem entlang der U4 sind die länglichen Gesichter mit Ohren, Punkte-Nase und drei Haaren zu finden. Der Urheber bleibt verständlicherweise anonym. Nur die Jahreszahl verrät, dass er schon länger seiner Mission nachgeht. Man kann diese bunten Graffiti-Tags natürlich als Schmiererei, Sachbeschädigung oder freche Markierung sehen. Oder man lächelt zurück.

Das Lächeln fehlt „Graffiti-Kollegen“ wie Puber, King und Co..

Der Kuss von der Straße

Es ist das berühmteste und berührendste Kunstwerk von Gustav Klimt – und nicht nur im Oberen Belvedere zu sehen! Auch in der Hernstorferstraße 12 in Wien-Penzing gibt es einen „Kuss“ – und zwar auf einer Hausmauer. Noch vor wenigen Jahren soll es an dieser Stelle ein Klimt-Restaurant gegeben haben. Heute erinnert nur noch die ansonsten oft so vergängliche Straßenkunst daran.
Top: Gratis zu sehen – ohne Timeslot und ohne Touristen!

Der Kuss - nach Gustav Klimt. Noch schöner natürlich, wenn der Zeitungsständer abmontiert ist...

Der Kuss nach Gustav Klimt. Noch schöner, wenn der Zeitungsständer abmontiert ist.

The Kiss Streetart in Vienna

Die Liebe steckt im Detail. Gold sucht man bei diesem Straßen-Liebespaar aber vergeblich.

Wiens 20 schönste Street-Art-Wände

Die Stadt als Museum und Gebäude als Gemälde: Wer in Wien die Augen offen hält, kann dank Street-Art-Festivals wie Calle Libre riesige, professionelle Kunstwerke entdecken. Hier eine nicht vollständige Liste von Wiens schönsten Murals (Wandmalereien) und ein Video, das Simon Engl geschnitten und Simon Öggl vertont hat.  Viel Spaß und Freude am Entdecken!

Richard-Waldemar-Park

Ort: Richard-Waldemar-Park, Künstler: Stinkfish

Yppenplatz

Ort: Yppenplatz, Künstler: Annatomix

Wiedner Hauptstraße

Ort: Wiedner Hauptstraße, links: Obrigada Kruella d’enfer, rechts. Eduardo Kobra

Strohgasse

Ort: Strohgasse, Künstler: Artez

Schönbrunner Straße

Ort: Schönbrunner Straße; Künstler: Alfalfa

Richard-Waldemar-Park

Ort: Richard-Waldemar-Park, Künstler: Mantra

Brückengasse

Ort: Brückengasse, Künstler: Nychos

Quellenstraße

Ort: Quellenstraße, Künstler: Nychos

Magdalenenstraße

Ort: Magdalenenstraße, Künstler: Evoca1

Ludwig-Hirsch-Platz

Ort: Ludwig-Hirsch-Platz, Künstler: Zesar Bahamonte

Josef-Strauss-Park

Ort: Josef-Strauss-Park, Künstler: Frau Isa

Hornbostelgasse

Ort: Hornbostelgasse, Künstler: Jana & JS

Gierstergasse

Ort: Gierstergasse, Künstler: Jana & JS

Felberstraße

Ort: Felberstraße, Künstler: Cyrcle , Gaiastreetart

Emil-Maurer-Park

Ort: Emil-Maurer-Park, Künstler: Milu Correch

Brunnenmarkt

Ort: Brunnengasse, Künstler: BEZT – ETAM CRU

Breitenseer Straße

Ort: Breitenseer Straße, Künstler: Colectivo Licuado

Braunhirschenpark

Ort: Braunhirschenpark, Künstler: veraprimavera

Andreasgasse

Ort: Andreasgasse, Künstler: Millo

Amerlingstraße

Ort: Amerlingstraße, Künstler: ROA

Noch ein Tipp: Einen aktuellen Überblick über Wiens Street-Art bietet Vienna Murals.