Klassische Musik zum Sightseeing

Es gibt Kirchen, die besondere Kunstwerke sind: farbenprächtig, hell, voller Skulpuren, Gemälde und Details. Dazu zählt die versteckte Peterskirche in der Wiener Innenstadt. Für die passende Sightseeing-Musik sorgen hier zusätzlich Orgelkonzerte. Für freiwillige Spenden spielen Organisten wie Mario Eritreo fast jeden Nachmittag eine Dreiviertelstunde lang bekannte Klassikwerke. Natürlich teilt man die Kirche mit Touristinnen und Touristen, die schnell ein Foto machen und wieder davoneilen. Davon darf man sich aber nicht ablenken lassen. Es ist beeindruckend, wenn Johann Sebastian Bachs Toccata in d-Moll oder Camille Saint-Saëns Karneval der Tiere von der Orgelempore dröhnt und den barocken Kirchenraum samt Kuppel erfüllt.

Die kunstvolle Orgel der Peterskirche zählt 34 Register

Tiefe Stimmen, hohe Popkunst

Boy Group, A Capella-Ensemble oder Cover Band? Die sechs Jungs von Vocatief vereinen alles auf einmal und das mit viel Humor, Charme und Können!
Im Programm „ProVocatief“ sorgen sie mit Pop-Songs wie Kiss (Prince), Can’t Buy me Love (Beatles) und 500 Miles (The Proclaimers) sowohl mit ihrem Klang als auch mit ihren witzigen Choreos für Begeisterung. Wer sich fragt, ob da nicht Instrumente fehlen, wird bei Helplessly Hoping und Pasttime with Good Company eines Besseren belehrt: Gitarre, Trommel, Flöte oder Krummhorn ersetzen sie mit ihren unverwechselbaren Stimmen und auch bei der Comedian Harmonists-Nummer Kannst du pfeifen, Johanna? bleibt kein Auge trocken.

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„Männer, die vor Ziegel harren“

Sangen sie da gerade „I take a look at my enormous penis”, “When I jerk off, I think of you” und “Marry a woman uglier than you”?? Oh ja! Der Programmtitel kommt nicht von ungefähr. Doch sie können auch brav. Beim Konzert im lauschigen Innenhof der St. Ulrich-Kirche in Wien-Neubau sorgten besonders die Schwelgelieder Loch Lomond oder Billy Joels And so it Goes und Lullaby für Gänsehaut. Als Draufgabe gabs eine selbstkomponierte Hommage an die U6. Genial!

„Humptata“ zum Auszucken

Es gibt eine neue Band im Land. Die heißt Klakradl. Und die sollte man sich anhören! Denn bei diesem Musikprojekt machen die genialen Kärntner Duos [:klak:] und Radeschnig gemeinsame Sache. Mit Klarinetten, Akkordeons, Gitarre und Cachon nehmen sich die Profimusiker und Kabarettistinnen zig musikalische Genres vor: Kärntner Lieder wie Gern habn tuat guat stehen genauso auf dem Programm wie der Disco-Klassiker Popcorn.  Aber Vorsicht: Alles wird mit experimentellen Auszuckern, überraschenden Einlagen und oftmals bitterbösen Texten dargeboten. (Plötzlich gesellen sich etwa hungrige Enten, scheinheilige Katholiken oder gar Nazis aus der Verwandtschaft dazu…) Am Freitag hatten Klakradl ihren ersten Auftritt in Wien im Theater am Spittelberg.  Fazit: Hoffentlich folgen noch viele weitere Shows. Denn so machen Humptata, Jazz und Co großen Spaß! => Trailer

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Mit Baby im Bauch auf Tour

„Bald fang ich wieder an  zu kiffen, da freu ich mich schon drauf…“, sang Dota am Sonntag lächelnd im Chaya Fuera. „…In einer Woche vielleicht, oder in zwei, oder gar nicht, naja muss ja nicht sein.“ Die deutsche Songwriterin tanzte, stand und saß mit großem Babybauch auf der Bühne und spielte Songs aus ihrem aktuellen Album „Keine Gefahr“ wie Rennrad oder  Grenzen  – aber auch viele ältere Nummern wie Geld verdirbt den Charakter, Aber hey! und  Utopie (mit dem wunderbaren Zitat: „Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht um die ganze Bäckerei“). Fazit: Dota gehört wohl zu den besten Liedermacherinnen im deutschsprachigen Raum – und würde sich in Wien mehr Publikum und größere Locations verdienen. Mindestens das Konzerthaus!

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Kardinal auf der Life-Ball-Bühne

Was war das für ein Moment, als Kardinal Christoph Schönborn am Freitag plötzlich auf der Bühne des Red Ribbon Celebration Concert im Burgtheater stand. Es war der Abend, an dem auch die Lange Nacht der Kirchen stattfand. Der Kardinal nahm sich dennoch Zeit, mit roter Schleife eine Rede für den Life Ball zu halten. Er sprach davon, Vorurteile abzubauen, dass es um Menschen geht und darüber, wie wertvoll das Gespräch ist. Ein starkes Signal. Doch auch sonst hatte das Konzert viel zu bieten: Der Auftritt von Anna Netrebko,  das Barockorchester Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck, aber auch das Duett „That’s What Friends Are For“ von Dionne Warwick und Cheyenne Elliott. Einziger Wehrmutstropfen: Die zwar emotionale, aber leider unvorbereitete und viel zu lange Dankesrede von Life-Ball-Chef Gery Keszler. Ansonsten jedoch ein Top-Konzert, eine Aneinanderreihung von Highlights.

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Top: Das Bühnenbild und die Visuals der Videokünstler Opium Effect

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Gesteuerte Puppen und Drohnen

Es ist natürlich beeindruckend, wenn Dronen mit Suchscheinwerfern über den Köpfen tausender Fans schweben, wenn Kanonen Luftschlangen in die Menge schießen, wenn mit Konfetti gefüllte und leicht zerplatzende XXL-Luftballone durch die Massen wandern, wenn eine drehende 360-Grad-Bühne inklusive 60 Meter Steg mithilfe von durchsichtigen Leinwandnetzen mit riesigen Visuals bespielt werden kann – aber dabei bleibt es ja nicht: Muse überzeugen mit einer musikalisch perfekten, durchchoreografierten Show. Konzerte, wie jenes am Montag in der Wiener Stadthalle, sind eine Aneinanderreihung von Höhepunkten und Überraschungen. Absolutes Highlight: Wenn bei „The Handler“ mit Visuals dargestellte Hände die Musiker an Fäden wie Puppen tanzen lassen.

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Muse spielen musikalisch wie technisch in der ersten Liga.

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