[von Bernhard Kobler] Die Revolution frisst ihre Kinder – wir schreiben das Jahr 1794 in Paris, die Französische Revolution ist im vollen Gange, täglich grüßt die Guillotine und verschiedene Interessensgruppen versuchen die Macht an sich zu reißen. Recht düster in der Stimmung beginnt die neue Inszenierung von Georg Büchners Drama ‚Dantons Tod‘ aus dem Jahr 1835 – ab heute (Freitag) zu sehen im Burgtheater.
Ebendieser Georges Danton, beschmiert sich seinen Körper mit fahlgrauer Paste, was ihn zugleich unmenschlich wirken lässt und schon beginnt ein Abend voller Ernst, Philosophie und Politik. Ein Machtkampf, entbrannt zwischen Danton und seinem Kontrahenten Robespierre – wer vorerst gewinnt, verrät der Titel. Wenn man sich ansonsten aber nicht besser über die Hintergründe der geschichtlichen Hauptpersonen und der Zeit der Revolution informiert hat, dann wird es ein anstrengender Theaterabend, denn erklärt wird wenig, obwohl viel Großes gesprochen wird.

Das Stück lebt von seinen Monologen, was die Handlung sehr sprunghaft erscheinen lässt und der Überblick deshalb auch schnell verloren geht. Das macht aber wenig, denn ebendiese Reden der Protagonisten, und noch viel mehr die der fantastisch besetzten Nebenrollen, sind es wert, gehört zu werden. So überzeugen vor allem Michael Maertens als Robespierre und Jasna Fritzi Bauer mit kurzen, aber aussagekräftigen Auftritten. Fabian Krüger, omnipräsent auf der Bühne, beeindruckt mit subtiler Gestik und Ignaz Kirchner brilliert als Richter über Danton. Ich muss das deshalb so betonen, weil es einfach unglaublich ist, wie genial man im Burgtheater Nebenrollen besetzen kann!
Die Hauptattraktion ist allerdings das fantastische Bühnenbild. Mir tun die Bühnenbildner leid, die diese Unordnung Tag für Tag auf- und abbauen müssen, denn es herrscht das Chaos! Kleidung, Gerüste, Türme, Filmkameras, die live auf der Bühne Robespierres Reden einfangen und auf große Leinwände übertragen, während Joachim Meyerhoff als Danton um die Drehbühne wie ein gejagter Irrer seine Runden dreht.
Sie sind verwirrt? Ich war es zugegebenermaßen auch. Irgendwie ging mir alles zu schnell und zu langsam zugleich. Inhaltlich musste ich bereits nach 30 Minuten aussteigen, trotzdem beeindruckten, wie bereits erwähnt, die außergewöhnlichen Nebendarsteller und vor allem die Inszenierung überraschte immer wieder: So machte Richter Ignaz Kirchner den gesamten, kurzzeitig hell beleuchteten Publikumsraum zum Gerichtssaal, gegen Schluss rannte sogar ein ca. 30-köpfiger Kinderchor auf die Bühne, warum genau, weiß wohl nur Regisseur Jan Bosse.
Fazit: Alles in allem war es ein beeindruckender, aber anstrengender Theaterabend, der sehr zu unterhalten wusste, aber wohl ohne gewisser Vorbildung inhaltlich nicht vollständig erfasst werden kann. Eine Pause hätte dem Ganzen sicher gut getan, so habe ich mich leider oft dabei erwischt, nicht dem Text zu folgen, aber stattdessen immer neue kleine Details im Bühnenbild zu entdecken und mir Dantons Tod ein kleines bisschen schneller herbeizusehnen.
Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.