Victory for Viktorin: Der renommierte TV-Kabarettpreis Ennser Kleinkunstkartoffel geht heuer an Bernhard Viktorin. Der Sänger, Schauspieler und Kabarettist konnte am Samstagabend in der Stadthalle Enns mit einem Plädoyer gegen das „Schwarz-Weiß-Denken“ und seinem „vereinenden“ Mitmachlied „Manche aber schon“ die meisten Stimmen des Publikums für sich gewinnen. „Ich habs geschafft! Jetzt kann ich in Pension gehen“, lacht der 39-jährige Wiener, der sich über Auftritte auf ORF III und im Kulturhof Linz freuen darf. „Ich glaub, ich mach doch noch ein bisschen weiter. Jetzt geht’s los!“
Ebenso viel Applaus bekamen an diesem hochkarätig besetzten Kabarettabend die anderen Finalistinnen und Finalisten der Kleinkunstkartoffel Michael Bauer, Anja Grinschgl, John Smile, Ina JovanovicundSandro Swoboda. Durch die Show führte TV-Moderator Clemens Maria Schreiner. Als Showact strapazierte Kabarett-Shootingstar Benedikt Mitmannsgruber die Lachmuskeln. Ein Best-of des Kabarettpreises wird am 2. März um 22.55 auf ORF III ausgestrahlt – uns ist danach in der ORF TVthek zu sehen.
Starkes Line-Up der Kleinkunstkartoffel 2023: Clemens Maria Schreiner, Benedikt Mitmannsgruber, Ina Jovanovic, Anja Grinschgl, Michael Bauer, Sandro Swoboda und John Smile.
Eine Laudatio auf Josef Hader zu halten ist – vorsichtig ausgedrückt – eine Herausforderung. Kabarettist Hosea Ratschiller wurde beim Österreichischen Kabarettpreis 2022 gebeten, genau das zu tun. Er musste „das teuflische Genie“ Josef Hader „gratis loben“, obwohl der Ausgezeichnete bei der Verleihung selbst nicht einmal anwesend war!
Ratschiller erzählte, dass „Josef“ immer wieder in „verrauchten, versifften Comedykellern“ auftaucht, um sich junge Kolleginnen und Kollegen anzuschauen. Warum? „Weil er sich für seinen Beruf interessiert!“ Diese Niederschwelligkeit und auch das Tiefstapeln sei generell typisch für diese Form der Kleinkunst. „Kabarett lebt davon, dass wir so tun, als wäre es nichts Besonderes.“ Ratschiller ist überzeugt: Josef Hader könnte in weit größeren Sälen spielen und 120 Euro für eine Karte verlangen. Aber er macht das nicht, „weil er seinen Beruf mag und lieber für ein Publikum spielt, als für eine Zielgruppe.“
Die Gewinner des Österreichischen Kabarettpreises 2022: Josef Hader (Hauptpreis), Malarina (Förderpreis), Berni Wagner (Programmpreis), Science Busters (Publikumspreis).
Was im Jahr 2008 im kleinen Pfarrsaal begonnen hat, wird heuer aus der Stadthalle Enns im ORF übertragen: die Kleinkunstkartoffel. Ein Blick hinter die Kulissen des legendären Kabarett-Wettbewerbs:
2008 „Wollt ihr die totale Parodie?“: Mit dem Lied „Ich bin der Imitator vom Diktator“ startet der allererste Teilnehmer der Ennser Kleinkunstkartoffel im Pfarrsaal der Kirche Enns-St. Marien. Uns fallen die Kinnladen runter. Das Duo BlöZinger bastelt später eine Luftballon-Blume und gewinnt.
„Ich bin der Imitator…“
2009 Wir weisen den herbeiströmenden Menschen den Weg zum Pfarrsaal. Bei einer alten Frau mit Hut und Stock wird uns erst später bewusst, dass sie eigentlich in die Abendmesse gehen wollte.
2010 Der Bewerb wechselt in die Aula des BG/BRG Enns. Peter Klien und die Kernölamazonen – heute österreichische Kabarettgrößen – nehmen teil, gewinnen aber nicht. Pünktlich zum Showbeginn betreten am Sonntagabend Lehrer die Schule, um sich „für den Unterricht am nächsten Tag vorzubereiten“. Ja sicher.
2011 „Nehmen wir den alten oder den guten Sekt zuerst?“ ruft ein motivierter Barkeeper laut in Richtung Getränkelager. Es wird in diesem Jahr mehr Bier verkauft.
2012 Vor der Preisverleihung läuft unsere Künstlerbetreuerin mit der Glastrophäe gegen einen Türstock. Ein Eck der Kartoffel bricht ab. Der Gewinner bemerkt es nicht.
2013 Ein Scheinwerfer explodiert. Die Splitter der Glühbirne rieseln auf die Sitzplätze. Zum Glück ist gerade Pause und niemand kommt zu Schaden.
2014 Der Bühnenhintergrund belustigt die Kabarettisten. Wir hatten die Fläche mit schwarzen Müllsäcken abgeklebt. Sieht doch hochprofessionell aus! Oder?
2015 Der Bewerb wächst weiter und geht nun in der großen Ennser Stadthalle über die Bühne. Die Kabarettisten machen sich Sorgen, als unser Tontechniker mit Blindenstock zur Tür hereinkommt. Um die Tonprobleme auszugleichen, blendet der Lichttechniker das Publikum mit Moving Heads.
2017 Wir haben zu wenige Stimmzettel, da weit mehr Gäste kommen als erwartet. Es ist kein Drucker verfügbar, also schreiben wir sie mit der Hand. Mindestens fünfzig Stück. Der Sieger Christoph Fritz ist später bei Stermann & Grissemann in „Willkommen Österreich“ zu Gast und meint, er musste sich für den Sieg „runterschlafen“.
2018 Der erste Trompeter unserer Bühnenband „Brass Potatoes“ spielt die Melodie von „Rock Me Amadeus“ in einer falschen Tonart. Posaune und Co. spielen richtig. Traurig: Es fällt nicht auf.
Amadeus will nicht so recht rocken.
Die Kleinkunstkartoffel 2020 findet am 16. Februar um 19 Uhr in der Stadthalle Enns statt. Ob sie ohne Hoppalas über die Bühne geht? Hier gibt es Tickets.
„Die Menschen sind faul, aber begabt. Wir hätten es also drauf. Das ist irgendwie beruhigend“, sagt Gunkl alias Günther Paal. Wie heute bekanntgegeben wurde, bekommt der „Spezialist für eh alles“ den Österreichischen Kabarettpreis 2018 (Hauptpreis) verliehen. Und zwar, weil er laut Jury der „lebende Beweis dafür ist, dass Aufklärung Spaß machen und Denksport in Trost münden kann“. Faul ist Gunkl selbst offenbar nicht. Aktuell steht er mit seinem zwölften Soloprogramm „Zwischen Ist und Soll – Menschsein halt“ auf der Bühne.
Schwarzer Humor und jahrelanger Mut
„Das jüngste Gesicht“ wird mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Gemeint ist Christoph Fritz, der mit schwarzem Humor und seinem ersten Soloprogramm punktet. Sein Lieblingsantiwitz: „Kreise sind Quadrate, die sich total gehen lassen haben„. (Tusch!)
Den Sonderpreis bekommt die EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) zum Bühnenabschied für 40 Jahre Gesellschaftskritik und großen Mut. Der Publikumspreis für die beste Comedy-Fernsehsendung wird noch per Onlinevoting entschieden. Überreicht werden sämtliche Preise bei einer TV-Gala am 26. November im Globe Wien. Mit dabei sind auch Pizzera & Jaus als Laudatoren. Hier gibts Tickets.
Christoph Fritz (Förderpreis) mit Moderatorin Verena Scheitz und Gunkl (Hauptpreis).
Sicher ein Spaß
Wie „wertvoll“ der Österreichische Kabarettpreis ist, zeigte sich übrigens bei der Pressekonferenz, die im „Hochsicherheitstower“ einer großen Bank stattfand. Um zum Festsaal im 20. Stockwerk und damit zu den Preisträgern zu gelangen, mussten die Journalisten an unzähligen Überwachungskameras vorbei in einen Lift, der ausschließlich vom Portier ferngesteuert werden kann. Kein Spaß!
Buchtipp:BlöZinger – ein Buch über die ersten zehn Bühnenjahre des beliebten Clown- und Kabarettduos – aufgezeichnet von Florian Kobler.
Christoph Fritz hat mit seinem „sehr schwarzen Humor“ den Kabarettwettbewerb „Ennser Kleinkunstkartoffel“ gewonnen. Der niederösterreichische Nachwuchskabarettist ist erst 22 Jahre alt, was sich aber „laufend ändere, fast jährlich“. Er hat Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung studiert, „was ein Euphemismus ist für: Ich habe keine echten Leidenschaften in meinem Leben und will einfach viel Geld verdienen.“ Viel zu berichten weiß er auch über seinen Heimatort „Kaffhausen am Wagram“. Die Leute dort sollen außerordentlich tolerant sein. „Solange du einigermaßen männlich, weiß, österreichisch, heterosexuell, nicht kleinwüchsig, nicht zu dick und nicht zu dünn, aber auch nicht dumm, nicht zu intelligent und auch kein Moslem, Atheist, Buddhist, Hinduist, Grüner oder Veganer bist… Und generell lässt es sich empfehlen, das Alkohol- und Cholesterinlevel konstant im lebensgefährlichen Bereich zu halten.“
Christoph Fritz spielt den schüchternen, aber bitterbösesn Bubi
„Der Friseur wäscht mir die Haare, die Zeitschrift mein Gehirn“- mit Gedanken wie diesen und einer sympathisch-professionellen Bühnenshow hat Jungkabarettistin Franziska Singer den Goldenen Neulingsnagel 2016 gewonnen. Die 30-jährige Schauspielerin, die „nicht an Befindlichkeiten glaubt“ und in ihrem Alter für Männer eine „Babytretmine“ darstellt, konnte sich gegen starke Konkurrenz – bestehend aus Christoph Fritz, Isabel Meili und Markus Bittner – beim Kabarettwettbewerb im Theater am Alsergrund durchsetzen. Die Begründung der Jury: „Franziska Singer erzeugt die richtigen Bilder im Kopf.“ Ihre Darbietung war „zu Ende gedacht“. Zu sehen ist die Preisträgerin regelmäßig im Schubert Theater – und bestimmt auch bald im Kabarett.
„Es ist auch bei uns nicht alles optimal gelaufen“ – soll Kaiserenkel Karl Habsburg zum Ausgang des ersten Weltkriegs gesagt haben. Mit diesem Zitat startet „Der allerletzte Tag der Menschheit“ von Hosea Ratschiller und dem Duo RaDeschnig. Das Stück wird heuer mit dem Österreichischen Kabarettpreis – Sparte Programmpreis – ausgezeichnet. Der Hauptpreis geht an Thomas Maurer für sein Werk „Der Tolerator“. Der 49-Jährige feiert bei einem Gläschen Wein. „Als junger Mensch habe ich eher Bier getrunken, weil der Wein in Wien nicht zum Saufen war, zumindest nicht in Lokalen, die man sich leisten konnte.“
Haderer, Eckhart, Maurer, RaDeschnig, Ratschiller
Inzwischen ist der Wein für Maurer interessant geworden – vor allem wegen des Geschmacksträgers Alkohol. Um ausgiebig verkosten zu können, drehte er kürzlich eine siebenteilige TV-Serie mit dem Titel „Warum Wein„. Warum? Warum nicht! „Gegen das Gschiss, das in Asien um Tee gemacht wird, ist das Gschiss, das wir Westler um Wein machen, lächerlich.“ Neben Poetry-Slammerin Lisa Eckhart (Förderpreis) wird auch Karikaturist Gerhard Haderer (Sonderpreis) ausgezeichnet. Der 65-Jährige kommentiert mit seinen Zeichnungen kritisch und unterhaltsam aktuelle Entwicklungen – besonders auch im monatlichen Schundheff Moff. Unbedingt abonnieren!
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Wenn sich zwei Kabarettisten streiten, dann freut sich das Publikum. Zumindest war das bei der Verleihung des Österreichischen Kabarettpreises in der Wiener Urania so. Dort lieferten sich Matthias Egersdörfer und Martin Puntigam in ihren jeweiligen Dankesreden einen grenzgenialen, verbalen Kampf darüber, wer den – gemeinsam erhaltenen – Förderpreis mehr verdient habe. Schade, dass ihr Programm „Erlösung“ erst wieder im März 2016 im Kabarett Niedermair zu sehen ist. Großartig waren auch maschek, die für die Sonderpreisträger von der Tagespresse eine Filmlaudatio hielten. Mehr als würdig präsentierte sich Florian Scheuba, der zurecht den Hauptpreis gewonnen hatte.
Deutschland vs. Österreich bei Egersdörfer gegen Puntigam
maschek ließ die Bundesregierung die Laudatio verkünden
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Erst Bussis, Sekt und Selfies – danach wurde der Österreichische Kabarettpreis 2014 in der Wiener Urania gestern Abend offiziell verliehen. Kunstfigur Petutschnig Hons erhielt den Publikumspreis für ein YouTube-Video, in dem er eine Red-Bull-Dose mit einem Hammer zerschmettert, Kabarettist und Boxkampfrichter Werner Schneyder bekam den undotierten Sonderpreis überreicht, weil er als politischer Kommentator weiterhin unkäuflich bleiben soll.
Vitasek scherzte gerade über jene Bank, die den Österreichischen Kabarettpreis sponsert.
Otto Jaus bekam den Förderpreis verliehen und bedankte sich augenzwinkernd ganz herzlich bei seiner Agentin, die gleichzeitig Organisatorin des Österreichischen Kabarettpreises ist – und sich nun allerhand Gerüchte anhören darf. Völlig unbegründet übrigens, denn stimmberechtigt war ausschließlich die Fachjury, bestehend aus Kulturjournalisten aus ganz Österreich. Andreas Vitasek erhielt den Hauptpreis für sein zwölftes Soloprogramm „Sekundenschlaf“. Die Show wurde ihm beinahe von einem Mann gestohlen, der sich während seines Auftritts mit einer Handkamera auf die Bühne stellte und das Publikum filmte. „Hier spielt die Musi“, sagte Preisträger Vitasek und schob ihn von der Bühne.
Niavarani zu seinem Schützling Otto Jaus: „Hör dir das an, was ich geschrieben habe“
Zu den großen Highlights des Abends gehörten die Showauftritte der Erdöl-, äh, Kernölamazonen sowie die Laudatio von Michael Niavarani, der augenzwinkernd meinte, man solle so jungen und gefährlich-talentierten Kabarettisten wie Otto Jaus keinen Preis in den Arsch schieben. Denn zu seiner Zeit hätte es so eine Karrierehilfe und Finanzspritze auch nicht gegeben.
30 Jahre nach dem Deutschen Kabarettpreis bekam Werner Schneyder nun den ÖKP