Hader und das Kabarett: „Als wäre es nichts Besonderes“

Eine Laudatio auf Josef Hader zu halten ist – vorsichtig ausgedrückt – eine Herausforderung. Kabarettist Hosea Ratschiller wurde beim Österreichischen Kabarettpreis 2022 gebeten, genau das zu tun. Er musste „das teuflische Genie“ Josef Hader „gratis loben“, obwohl der Ausgezeichnete bei der Verleihung selbst nicht einmal anwesend war!

Ratschiller erzählte, dass „Josef“ immer wieder in „verrauchten, versifften Comedykellern“ auftaucht, um sich junge Kolleginnen und Kollegen anzuschauen. Warum? „Weil er sich für seinen Beruf interessiert!“ Diese Niederschwelligkeit und auch das Tiefstapeln sei generell typisch für diese Form der Kleinkunst. „Kabarett lebt davon, dass wir so tun, als wäre es nichts Besonderes.“ Ratschiller ist überzeugt: Josef Hader könnte in weit größeren Sälen spielen und 120 Euro für eine Karte verlangen. Aber er macht das nicht, „weil er seinen Beruf mag und lieber für ein Publikum spielt, als für eine Zielgruppe.“

Die Gewinner des Österreichischen Kabarettpreises 2022: Josef Hader (Hauptpreis), Malarina (Förderpreis), Berni Wagner (Programmpreis), Science Busters (Publikumspreis).

Tipp: Die Verleihungsgala des Österreichischen Kabarettpreises samt Hosea Ratschillers Laudatio auf Josef Hader ist (stark gekürzt) aktuell in der ORF-TVthek zu sehen.

BlöZingers Spiel mit dem Tod

Es ist die Geschichte von Franz, der im Altersheim auf seinen Tod wartet. Der besucht ihn immer wieder, nimmt ihn aber nicht mit. Er spielt lieber Karten und Schach mit dem 82-jährigen pensionierten Lehrer. So der Inhalt von BlöZingers neuem Stück „bis morgen“. Die beiden Kabarettisten Robert Blöchl und Roland Penzinger erzählen diese Geschichte mit lediglich drei Stühlen auf der Bühne. Und dennoch wird das Publikum in den Wilden Westen entführt, geht Fallschirmspringen oder erlebt ein Rollator-Rennen. Kopfkino vom Feinsten – mit perfektionierter Pantomime, pointenreichen Dialogen („Oben fit und unten dicht, mehr wünscht man sich im Alter nicht.“) und Keyboard-Musik, die mitunter an Josef Hader erinnert. Fazit: Ein fantasiereiches Erlebnis!

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Roland Penzinger und Robert Blöchl

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Hader spielt Hader im Burgtheater

„In ganz Europa findet heute Abend kein Konzert statt, wo soviel Eintrittsgeld für so schlechtes Klavierspiel bezahlt wird“, so Josef Hader bei seiner gestrigen Show „Hader spielt Hader“ im Wiener Burgtheater. Es ist faszinierend, wie Hader die Leute mit seinen „Kopfgeschichten“ an der Stange hält. Er erzählt voller Leidenschaft darüber, wie er in der Kanalisation mit einem Stück Scheiße plauscht, wie er mit dem Teufel das „Steinscheißerkarl-Spiel“ spielt und wie er mit Lemmingen zum Meer fährt… und die Besucher hören interessiert zu! Sie lachen, staunen und amüsieren sich.

„Für die Pause ist es noch zu früh, oder?“, frägt Hader nach einer halben Stunde. Er versucht den Besuchern das Gefühl zu vermitteln, dass sein Vortrag spontan und unvorbereitet ist. Zeitweise könnte man es auch glauben, schließlich überzieht Hader gerne und baut in seinen Geschichten viele Aktualitäten ein.

Nach der Vorstellung forderte Hader das Publikum noch charmant auf, für ein Asylantenheim in Wien zu spenden – und erzählte die Geschichte eines Kärtners, der nach seiner Kabarettshow nichts spenden wollte. Als der Kärtner mit seinem schwarzen Auto nach Hause fahren wollte, verletzte er sich am Bein und schrie eine halbe Stunde lang vor Schmerzen. Haders Nachsatz: „Das hat aber nichts damit zu tun, dass er nicht gespendet hatte.“ 😉

Hader ist einer der besten Kabarettisten Österreichs, wenn nicht der Beste. Seine Shows sind nur bedingt lustig, regen zum kritischen Nachdenken an, bieten aber keine Lösungen – wie denn auch? Es wird über Vorurteile, über Politik, über Tricks von Kabarettisten, über Beziehungen, über Esoterik, über Nachbarn, über Werte, über Vorurteile und über das Leben ansich gesprochen. Einen roten Faden durch das Programm gibt es nicht. Am Ende des Abends verlässt man die Vorstellung mit gemischten Gefühlen.

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Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch.