Berni Wagners Bio-Kabarett

Als die Kabarettbühnen geschlossen waren, trat Berni Wagner im Autokino auf – „ein Klima-Benefizabend!“ Nun holte der 29-Jährige die Wien-Premiere seines vierten Soloprogramms „Galápagos“ (Regie: Philipp Vollnhofer) im Kabarett Niedermair nach. Der studierte Biologe hinterfragt darin bequeme Meinungen und vermeintliche Lösungen in der Klimadebatte. Bioläden vergleicht er mit rätselhaften Escape-Rooms: Artgerecht? Regional? Bio? Was soll das eigentlich bedeuten? Was ist OK? Und warum versuchen wir, den Handel daran zu hindern, uns zu Komplizen des globalen Verbrechens zu machen? Die bessere Frage wäre doch: Warum darf der Handel das überhaupt?

Berni Wagner im "Tarnanzug für einen eckigen Wald"
Berni Wagner im „Tarnanzug für einen eckigen Wald“

Wagner fürchtet, dass wir als jene Generationen in die Geschichte eingehen, „die lieber den Rest ihres Lebens Bäche schwitzen, als dass sie sich kurz aus dem Lieblingssessel hochhieven, um die Heizung runterzudrehen.“ Aber was passiert, wenn unsere Beziehung mit der Erde in die Brüche geht? Schon bei der unbedeutenden Affäre mit dem Mond haben wir „elf Missionen gebraucht, um unseren kleinen Astronauten hochzukriegen.“

Fazit: Blitzgescheit, skurril und unglaublich unterhaltsam bringt Berni Wagner die Klimakrise auf die Bühne. Er schafft es, von Mutantenwölfen aus Tschernobyl, veganen Bio-Dino-Chicken-Nuggets und der Promenadenmischung Mensch zu erzählen – und zwar so, dass alles Sinn ergibt. Nachhaltiges und gut konsumierbares Bio-Kabarett!

Mit schwarzem Humor zum Sieg

Christoph Fritz hat mit seinem „sehr schwarzen Humor“ den Kabarettwettbewerb „Ennser Kleinkunstkartoffel“ gewonnen. Der niederösterreichische Nachwuchskabarettist ist erst 22 Jahre alt, was sich aber „laufend ändere, fast jährlich“. Er hat Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung studiert, „was ein Euphemismus ist für: Ich habe keine echten Leidenschaften in meinem Leben und will einfach viel Geld verdienen.“ Viel zu berichten weiß er auch über seinen Heimatort „Kaffhausen am Wagram“. Die Leute dort sollen außerordentlich tolerant sein. „Solange du einigermaßen männlich, weiß, österreichisch, heterosexuell, nicht kleinwüchsig, nicht zu dick und nicht zu dünn, aber auch nicht dumm, nicht zu intelligent und auch kein Moslem, Atheist, Buddhist, Hinduist, Grüner oder Veganer bist… Und generell lässt es sich empfehlen, das Alkohol- und Cholesterinlevel konstant im lebensgefährlichen Bereich zu halten.“

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Christoph Fritz spielt den schüchternen, aber bitterbösesn Bubi

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Wahrheiten über die Theaterbranche

Die beiden Schauspielerinnen Ute und Tatiana ziehen in ihrem ersten Kabarettprogramm „Nein, wir nehmen sie nicht!“ über die Film- und Theaterbranche her. Sie erzählen unterhaltsam von mühsamen Operndiven, verwirrten Regisseuren, arroganten Max-Reinhardt-Seminar-Absolventen, fragwürdigen Castings, Stimmübungen und Proben. Eigentlich genug Stoff für einen lustigen Abend. Doch leider füllen sie die Überleitungen mit Vegetarier-, Zahnarzt-, AMS- und ÖBB-Witzen. Fazit: Flop, wenn Witze bemüht in Dialogform dargeboten werden. Top, wenn es um ihre Branche, das Theater, geht, wenn chinesisch auf der Bühne gesprochen wird und wenn Romeo und Julia auf Facebook miteinander flirten. Die Vorfreude auf das zweite Programm ist groß. Potenzial wäre da, dass aus Ute und Tatianas „Enments“ künftig Engagements werden – mit Gage eben.

Tatiana und Ute @ Area Wien

Tatiana und Ute zeigen Spielfreude und schauspielerisches Können im Theatercafé Aera

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.