Premiere von „Knistern der Zeit“

Die anfänglichen Befürchtungen, einen Kinoabend mit Theater-Nerds und Schlingensief-Fans zu erleben, waren unbegründet. Ein bunt durchmischtes Publikum erlebte heute die Österreich-Filmpremiere der Dokumentation „Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso“ im Akademietheater.

Zu Beginn las Schauspieler Joachim Meyerhoff – nachdem er theatralisch ein Glas Wasser austrank – aus dem neuen Buch „Ich weiß, ich war’s“ einen Text, in dem das Operndorf-Projekt vorgestellt wurde. Schon bevor Schlingensief an Krebs erkrankte, wollte er eine Oper, eine Schule, eine Krankenstation und Wohnungen in Afrika aufbauen. Dabei spielte aber (angeblich) nicht das Gutmensch-Syndrom, oder das Setzen eines Denkmals eine Rolle, sondern hauptsächlich die Kunst. Er wollte als Europäer den Afrikanern nichts aufzwingen, sondern von ihnen lernen. Er betrachtete Theater als Kunst für die Seele, als etwas Heilsames.

Moderator Claus Philipp, Regisseurin Sibylle Dahrendorf, Aino Laberenz und Francis Kéré.

Moderator Claus Philipp, Regisseurin Sibylle Dahrendorf, Aino Laberenz und Francis Kéré.

Der Film „Knistern der Zeit“ bekräftigte diese Gedanken. Man sah Schlingensief, wie er gemeinsam mit Architekt Francis Kéré und den Einheimischen in Burkina Faso ein Dorf aufbaute und – schon während der Entstehung – Theater spielte. Schlussendlich erlag Schlingensief seiner Erkrankung und seine Freundin Aino Laberenz entwickelte das Projekt weiter. Anfang 2013 soll die Krankenstation – mit dem Schwerpunkt auf Augen und Zähnen – fertig werden. In der bereits eröffneten Schule werden derzeit 100 Kinder unterrichtet.

Nach dem Film – der aus vielen Handykamera-Einstellungen und Zeitwechsel besteht – gab es eine Gesprächs- und Diskussionsrunde. Franicis Kéré reiste extra aus Afrika an, um bei der Premiere dabei sein zu können. Er war vom Film sichtlich gerührt und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich war heute um 15 Uhr noch im Operndorf. Und was soll ich sagen? Es läuft!“ Aino Laberenz erzählte vom neuen Buch, das hauptsächlich aus Tonaufzeichnungen von Schlingensief besteht: „Ich wollte den Künstler Schlingensief zeigen. Damit sich andere so viel wie möglich aus ihm rausholen können, so wie er es bei anderen Leuten auch gemacht hat.“

Die Premiere von „Knistern der Zeit“ war informativ, manchmal komisch und meist sehr berührend. Ein sehr empfehlenswerter Film – auch für jene, die Schlingensief vorher nicht kannten. Hier der Trailer zum Film.

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„Elisabeth“ ist ein Theaterbesuch wert

Elisabeth – ein Musical über das beschönigte Leben der Kaiserin – steht nach sieben Jahren erneut am Spielplan des Ronacher-Theaters in Wien. In der Hauptrolle ist die Niederländerin Annemieke van Dam zu sehen. Wenn sie den Kitschsong „Ich gehör nur mir“ singt, ist Gänsehaut-Feeling vorprogrammiert. Dieses Lied gut zu singen ist doppelt schwierig, da es beinahe jeder kennt und viele glauben, es selbst auch gut singen zu können. Wer Annemieke van Dam gehört hat, wird eines besseren belehrt. Ihr Gesang spielt in einer anderen Liga. Unglaublich gut! Auch die übrigen Ensemblemitglieder machen ihre Aufgaben souverän. Der Tod (Mark Seibert) singt perfekt, der Mörder (Kurosch Abbasi) ebenfalls, Kaiser Franz Joseph (Franziskus Hartenstein) singt etwas zurückhaltend, aber passend zur Rolle, der Rudolf (Anton Zetterholm) sing sehr konzentriert und steif, aber auch okay. Die Inszenierung von Harry Kupfer ist flott und unterhaltsam. Zu sehen ist ein Riesenrad, eine Autodrom- und Schachszene, Gruseltänze, die an Tanz der Vampire erinnern, und – natürlich – auch Bordellszenen.

Elisabeth - der ewige Monarchiestar

Elisabeth – der ewige Monarchiestar

Irritierend und ohne Beifall blieb ein Song, der auf den nationalsozialistischen Hintergrund Österreichs anspielte. Eine Hauptattraktion des Musicals ist dafür die Bühnenmaschinerie, die im Musical Elisabeth für Staunen sorgt.

Großartiges Musical und überzeugendes Ensemble!

Musical und überzeugendem Ensemble!

Nebenbei erwähnt: Seit wann gibt es in Österreichs Musicalhäusern mobile Eisverkäufer? Das gab es bislang nur in London oder anderen „unkulturellen“ Ländern 😀 Ebenfalls super: Schulgruppen werden separat dazu aufgefordert, ihre Handys auszuschalten und während der Vorstellung brav zu bleiben! So macht das Musical-Schauen wieder Spaß.

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Biergenuss unter den Bögen

Wer mit der Wiener U-Bahn bei der Station Spittelau vorbeifährt und einen Blick aus dem Fenster riskiert, sieht das bunt beleuchtete Lokal sofort. Brandauers Bierbögen haben sich durch traditionelle Speisen und große Portionen (Gegrillte Hühnerflügerl, Spareribs, Grillspieß, Schwarzbrottoast, Fiakergulasch, Tafelspitz…), professionelles Personal und einer großen Auswahl an Bier einen Namen gemacht. Es gibt Bier vom Fass aus der Zwettler Privatbrauerei, der Bierwerkstatt Weitra und der Weissbierbrauerei Schneider in Bayern sowie zahlreiche Flaschenbiere (Stiegl, Kuenringer Bock, …) Auf zehn Flatscreens werden Sportevents übertragen – auch Veranstaltungen gehören zum Geschäftskonzept. Im Sommer ist der Gastgarten ein Highlight, der stimmungsvoll mit LED beleuchtet wird. Fazit: Brandauers Bierbögen erinnern an einen gut geführten Großstadtheurigen. Hier fühlen sich hungrige Zweibeiner – egal ob aus der Stadt oder vom Land – wohl.

Preiswert und freundliches Ambiente: Brandauers' Bierbögen in der Heiligenstätter Straße 31

Preiswert und freundliches Ambiente: Brandauers‘ Bierbögen in der Heiligenstätter Straße 31

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Das Büro des Staatsopern-Chefs

Wie sieht eigentlich das Büro des Direktors der Wiener Staatsoper aus? Kurz zusammengefasst lautet die Antwort: Ein helles Zimmer voller CDs, Bücher und persönlicher Erinnerungen. Der Ausblick aus dem Fenster auf den Ring ist herrlich, die Arbeitsathmosphäre angenehm ruhig. Da Dominique Meyer mit seinen Kollegen und Geschäftpartnern auf gleicher Ebene verhandeln wollte, orderte er zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2010 einen runden Tisch für sein Büro. Einen richtigen Schreibtisch gibt es im Büro des Direktors nicht. Hier zwei exklusive Bilder:

Runder Tisch statt Chef-Schreibtisch: Meyer möchte mit Mitarbeitern auf gleicher Ebene diskutieren.

Runder Tisch statt Chef-Schreibtisch: Meyer möchte auf gleicher Ebene diskutieren.

Hunderte CDs und Bücher von aktuellen Künstlern schmücken das Regal.

Hunderte CDs und Bücher von aktuellen Künstlern schmücken das Regal.

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Zaz brachte Lebensfreude nach Wien

Sie heißt Isabelle Geffroy, nennt sich Zaz (Sass – ausgeprochen!) und wurde mit dem Lied „Je Veux“ berühmt. Gestern war sie mit ihrer Band im Wiener Gasometer zu Gast und präsentierte den österreichischen Fans ihre Hits.

„Vor ein paar Jahren habe ich gelernt: Um andere lieben zu können, muss ich mich selbst lieben. Das war das schönste Geschenk, das ich mir selbst machen konnte“, sagte Zaz während ihres Auftrittes auf Deutsch. Das schönste Geschenk, das sie ihren Fans machte, war, dass sie sonst nicht viel herumlaberte, sondern sich aufs Springen, Herumlaufen, Lachen und Singen konzentrierte. Fazit: Zaz hat Power, eine vielseitige Stimme und bereitet große Freude. Ob sie die neue Edith Piaf ist? Nein, vermutlich ist sie weit besser.

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Dinnerstein begeistert im Konzerthaus

Die in New York lebende Pianistin Simone Dinnerstein gab vor drei Jahren ihr Debüt im Konzerthaus, heute kam sie zurück und führte das Klavierkonzert C-Dur K 467 von Wolfgang Amadeus Mozart auf. (Speziell das Andante ist aus der Werbung bekannt!) Große Begeisterung im Publikum! Es dirigierte Stardirigent Eliahu Inbal, da Ivor Bolton aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste.

Im Anschluss stand Anton Bruckners Symphonie Nr. 5 in B-Dur am Programm. Speziell das Finale ging ins Ohr. Elemente daraus verwendet übrigens das Linzer Brucknerhaus für seine Pausenmelodie. Noch ein interessantes Detail am Rande: Die Symphonie schlummerte 15 Jahre in der Schublade, bis sie Franz Schalk im April 1894 in Graz zur Uraufführung brachte. Anton Bruckner selbst hat sie nie gehört. Das Wiener Publikum heute hingegen schon – und war begeistert! Langer Applaus!

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Ballett-Juwelen in der Staatsoper

Heute Abend präsentierte Manuel Legris, der Ballettdirektor der Wiener Staatsoper, die modifizierte Neuauflage des Programms „Juwelen der Neuen Welt“. Thematisch war der Abend jenen amerikanischen Choreographen gewidmet, die im 20. Jahrhundert in Europa ihr Können unter Beweis stellten. Musikalisch stand „Rubies“ von Igor Strawinski, die „Bach Suite III“, „Variationen zu einem Thema von Haydn“ von Johannes Brahms sowie „The Vertiginous Thrill of Exactitude“ von Franz Schubert am Programm.

Die Choreografien von George Balanchine, Twyla Tharp, John Neumeier und William Forsythe waren tatsächlich abwechslungsreich und manchmal sogar humorvoll-komisch. Beindruckend und spannend waren besonders die Zeitlupentänze zu Johann Sebastian Bachs „Air“. Über die Kostüme kann man diskutieren, Männer in Röcke sind nicht jedermanns Sache. Ein Bühnenbild war praktisch nicht vorhanden, dadurch konnte man sich jedoch auf das Wesentliche konzentrieren: Musik und Tanz auf höchstem Niveau. Langer Applaus für das Orchester, Dirigent Simon Hewett und Pianistin Laurene Lisovich.

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Fire, Light & Austrofred

Vergangen Mittwoch stellte Austrofred sowohl sein neues Buch als auch seine neue Konzert-Tournee im Thalia Landstraße in Wien vor. Nach seinen literarischen Erfolgen mit „Ich rechne noch in Schilling“ und „Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben“ war es für den Rock-Kabarettisten wieder an der Zeit, Bühnenluft zu schnuppern. Zitat Austrofred (Pressetext): „Ich freue mich, meinem Publikum diese außergewöhnliche Reunions-Show bieten zu können, in der nicht nur spektakuläre Laser-Technologie drin steckt, sondern auch viel von mir selbst. Licht als Medium bzw. als Visual ist der perfekte Träger für meine Ideen.“

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Angry Birds aus Wolle

Gestern entdeckte ich in einer Geschäftsauslage der Josefstädter Straße in Wien gestrickte „Angry Birds“. (Angry Birds heißt ein Handyspiel, wo Vögel per Steinschleuder gegen Gegenstände und Vogelkäfige geschossen werden. Kultspiel! Sehr unterhaltsam!)

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Die Technik hinter dem Zauber

Vorträge der Bühnentechnik-Firma Gerriets sind spannend: Man sieht weltberühmte Theater mit ihren überdimensionalen Bühnenvorhängen, sieht Fotos von großen Galas und Firmenfeiern mit beindruckenden Videoprojektionen oder TV-Studios mit LED-Effekten.  Die Theater-Technik von Gerriets steckt in den österreichischen Bundestheatern oder auch in Großevents wie dem Opernball. Ein Blick hinter die Kulissen der Firma ist jedoch ernüchternd. Die Unternehmenshallen in Wien erinnern an eine Autowerkstatt, die Arbeit wirkt langweilig und eintönig. Es wird genäht, geschnitten und gerechnet. Was lernt man daraus? Vielleicht, dass hinter jeder Show eine Menge Arbeit und Technik steckt, die zumindest Veranstalter, Produzenten und Künstler verstehen müssen.

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