Einmalig: Geisterschloss Schönbrunn

Auf der Tour durch Spiegelsaal, Große Galerie, Frühstückskabinett, Porzellanzimmer und Co. begleiten einen normalerweise hunderte weitere Sightseer. Derzeit hat man die über vierzig Ausstellungsräume des Schloss Schönbrunn für sich alleine. Wirklich ganz für sich alleine! Nur im schwarzen Vieux Laque-Zimmer – Maria Theresia ließ es nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Gatten als Gedächtniszimmer einrichten – trifft man auf eine Handvoll Restaurateure, die den wertvollen Boden bearbeiten. Und die voll besetzten Shops erinnern einen, dass mit den vielen Sisi-Souvenirs hier sonst die Kassen klingeln.

Es ist jetzt DIE Gelegenheit, sich zwischen dem ganzen Rokoko-Pomp völlig entspannt eine Geschichte-Stunde über Österreichs Habsburgerzeit zu gönnen. Viele unterschiedliche Zimmer erzählen die aufregenden Geschichten ihrer Bewohner, die auf den Gemälden fast zum Leben erwachen. Hier spielte der sechsjährige Mozart vor, hier starb Napoleons Sohn, hier hielt Kaiser Franz Joseph seine Audienzen, hier schrieb Kaiserin Elisabeth ihr Tagebuch, hier trafen sich John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow,…

Freundlicher Tipp der Garderobiere: Lassen Sie die Jacken an! Es ist ziemlich kühl oben – es wird nicht geheizt.

Der Weihnachtsbaum steht heuer etwas verloren da, die Prunksäle sehen hingegen ohne Menschenmassen viel besser aus.

„Elisabeth“ ist ein Theaterbesuch wert

Elisabeth – ein Musical über das beschönigte Leben der Kaiserin – steht nach sieben Jahren erneut am Spielplan des Ronacher-Theaters in Wien. In der Hauptrolle ist die Niederländerin Annemieke van Dam zu sehen. Wenn sie den Kitschsong „Ich gehör nur mir“ singt, ist Gänsehaut-Feeling vorprogrammiert. Dieses Lied gut zu singen ist doppelt schwierig, da es beinahe jeder kennt und viele glauben, es selbst auch gut singen zu können. Wer Annemieke van Dam gehört hat, wird eines besseren belehrt. Ihr Gesang spielt in einer anderen Liga. Unglaublich gut! Auch die übrigen Ensemblemitglieder machen ihre Aufgaben souverän. Der Tod (Mark Seibert) singt perfekt, der Mörder (Kurosch Abbasi) ebenfalls, Kaiser Franz Joseph (Franziskus Hartenstein) singt etwas zurückhaltend, aber passend zur Rolle, der Rudolf (Anton Zetterholm) sing sehr konzentriert und steif, aber auch okay. Die Inszenierung von Harry Kupfer ist flott und unterhaltsam. Zu sehen ist ein Riesenrad, eine Autodrom- und Schachszene, Gruseltänze, die an Tanz der Vampire erinnern, und – natürlich – auch Bordellszenen.

Elisabeth - der ewige Monarchiestar

Elisabeth – der ewige Monarchiestar

Irritierend und ohne Beifall blieb ein Song, der auf den nationalsozialistischen Hintergrund Österreichs anspielte. Eine Hauptattraktion des Musicals ist dafür die Bühnenmaschinerie, die im Musical Elisabeth für Staunen sorgt.

Großartiges Musical und überzeugendes Ensemble!

Musical und überzeugendem Ensemble!

Nebenbei erwähnt: Seit wann gibt es in Österreichs Musicalhäusern mobile Eisverkäufer? Das gab es bislang nur in London oder anderen „unkulturellen“ Ländern 😀 Ebenfalls super: Schulgruppen werden separat dazu aufgefordert, ihre Handys auszuschalten und während der Vorstellung brav zu bleiben! So macht das Musical-Schauen wieder Spaß.

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Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch.