Wiener Kabarett mit Schnitzel

Der Gschupfte Ferdl„,  „Tröpferlbad„, „Der Papa wird’s schon richten„, „Taubenvergiften„, „Telephonbuchpolka“ oder „Wien ohne Wiener“ – die bekanntesten Lieder von Helmut Qualtinger (geschrieben von Gerhard Bronner), Peter Wehle, Georg Kreisler und Pirron & Knapp werden derzeit im Vindobona aufgeführt. Es singen der „dicke“ Karl Maria Kinsky und der „dünne“ Peter Fernbach, begleitet werden sie von der Prof. Hans Hausl & Combo.

Peter Fernbach und Klaus Maria Kinsky mit Prof. Hans Hausl & Combo im Vindobona

Peter Fernbach und Karl Maria Kinsky mit Prof. Hans Hausl & Combo

Dem Publikum wird auch kulinarisch etwas geboten: Die Erbsencremesuppe und das Kalbsbutterschnitzel in Rahmsauce mit Spargel und Kartoffelpüree schmecken herrlich. Fazit: Ein durchwegs amüsanter Liederabend, eine Zeitreise in das alte Wiener Kabarett – wenn auch eine lange, denn das Dessert, der Milchrahmstrudel mit Vanilleschaum und Pistazieneis, gibt’s erst nach 22.30 Uhr.

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Volltreffer im Kabarett

Selbst am Klo wird man im Theater am Alsergrund bestens unterhalten. Denn am Pissoir darf Mann – sagen wir einmal – so etwas wie Elfmeterschießen. Hinter dem spielerischen Vergnügen steckt – wie so oft im Kabarett – jedoch MEHR. Denn seitdem das Tor im Pissoir installiert ist, hat sich die Treffergenauigkeit erhöht. „Zumindest ein bisschen“, meint Theaterchef Michi Auernigg.

Jetzt mal ehrlich: Wer fotografiert ein Pissoir?
Jetzt mal ehrlich: Wer fotografiert ein Pissoir?

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

„Kopfwaschpulver“ in Bildern

Robert Blöchl und Roland Penzinger kämpfen, lieben, saufen, spielen, singen, fliegen – und das alles an einem Abend! Wer  BlöZingers neues Programm „Kopfwaschpulver“ noch nicht gesehen hat, sollte dieses Versäumnis dringend nachholen. Hier ein paar Eindrücke von einer höchst unterhaltsamen Vorstellung im Theater am Alsergrund:

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Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

GameBoy-Abenteuer mit Gerafi

„Zongo – Liebe ist doch analog“ heißt das neue Kabarettprogramm von Gerald Dell’mour und Rafael Wagner. Als Duo Gerafi erzählen sie die Science-Fiction-Geschichte des Journalisten Frank Future, der das Geheimnis hinter „Zongo“ aufdecken will. Dabei handelt es sich um ein Computerprogramm, das über Antennen in die Köpfe der Menschen eingepflanzt und mit dem Internet verbunden ist.

Gerafi kritisieren den Smartphone-Social-Media-Selbstdarsteller-Wahnsinn.

Gerafi kritisieren den Smartphone-Social-Media-Selbstdarsteller-Wahnsinn.

Gerafi bieten dem Publikum zwei Stunden lang GameBoy-Musik, Pappkarton-Kostüme, Gesang, Rap, Musical, Tanz, Puppentheater und Schauspiel in bewusst übertriebener Form. Fazit: Unter Kabarett stellt man sich etwas Anderes vor. Gerafi präsentieren eher eine „All inclusive“-Theaterkomödie, eine rasante, überladene Leistungsschau mit höchstem Aufwand. Das ist – wahrscheinlich eher für junges Publikum – abwechslungsreich und zumeist sehr unterhaltsam.

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Angst um Otto Schenk

Das Theater in der Josefstadt zeigt derzeit das Stück Liebelei von Arthur Schnitzler. Das etwas ältere und stets hustende Publikum bekommt von Alexandra Liedtke eine minimalistische und großartig besetzte Inszenierung geboten. Florian Teichtmeister spielt Fritz, der im Duell getötet wird. Alma Hasun verkörpert seine (naive) Geliebte, Otto Schenk ihren gütigen Vater. Fazit: Keine Frage, Schenk ist großartig, doch hat man stets Angst, dass der 84-Jährige gleich von der Bühne kippt und nicht mehr aufsteht. Das Stück selbst wird spannend-gefühlvoll erzählt und hätte sich jüngeres Publikum verdient.

...aber wegen Otto Schenk in die Josefstadt

…aber wegen Otto Schenk in die Josefstadt

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Revolution im Burgtheater

[von Bernhard Kobler] Die Revolution frisst ihre Kinder – wir schreiben das Jahr 1794 in Paris, die Französische Revolution ist im vollen Gange, täglich grüßt die Guillotine und verschiedene Interessensgruppen versuchen die Macht an sich zu reißen. Recht düster in der Stimmung beginnt die neue Inszenierung von Georg Büchners Drama ‚Dantons Tod‘ aus dem Jahr 1835 – ab heute (Freitag) zu sehen im Burgtheater.

Ebendieser Georges Danton, beschmiert sich seinen Körper mit fahlgrauer Paste, was ihn zugleich unmenschlich wirken lässt und schon beginnt ein Abend voller Ernst, Philosophie und Politik. Ein Machtkampf, entbrannt zwischen Danton und seinem Kontrahenten Robespierre – wer vorerst gewinnt, verrät der Titel. Wenn man sich ansonsten aber nicht besser über die Hintergründe der geschichtlichen Hauptpersonen und der Zeit der Revolution informiert hat, dann wird es ein anstrengender Theaterabend, denn erklärt wird wenig, obwohl viel Großes gesprochen wird.

burgtheater

Das Stück lebt von seinen Monologen, was die Handlung sehr sprunghaft erscheinen lässt und der Überblick deshalb auch schnell verloren geht. Das macht aber wenig, denn ebendiese Reden der Protagonisten, und noch viel mehr die der fantastisch besetzten Nebenrollen, sind es wert, gehört zu werden. So überzeugen vor allem Michael Maertens als Robespierre und Jasna Fritzi Bauer mit kurzen, aber aussagekräftigen Auftritten. Fabian Krüger, omnipräsent auf der Bühne, beeindruckt mit subtiler Gestik und Ignaz Kirchner brilliert als Richter über Danton. Ich muss das deshalb so betonen, weil es einfach unglaublich ist, wie genial man im Burgtheater Nebenrollen besetzen kann!

Die Hauptattraktion ist allerdings das fantastische Bühnenbild. Mir tun die Bühnenbildner leid, die diese Unordnung Tag für Tag auf- und abbauen müssen, denn es herrscht das Chaos! Kleidung, Gerüste, Türme, Filmkameras, die live auf der Bühne Robespierres Reden einfangen und auf große Leinwände übertragen, während Joachim Meyerhoff als Danton um die Drehbühne wie ein gejagter Irrer seine Runden dreht.

Sie sind verwirrt? Ich war es zugegebenermaßen auch. Irgendwie ging mir alles zu schnell und zu langsam zugleich. Inhaltlich musste ich bereits nach 30 Minuten aussteigen, trotzdem beeindruckten, wie bereits erwähnt, die außergewöhnlichen Nebendarsteller und vor allem die Inszenierung überraschte immer wieder: So machte Richter Ignaz Kirchner den gesamten, kurzzeitig hell beleuchteten Publikumsraum zum Gerichtssaal, gegen Schluss rannte sogar ein ca. 30-köpfiger Kinderchor auf die Bühne, warum genau, weiß wohl nur Regisseur Jan Bosse.

Fazit:  Alles in allem war es ein beeindruckender, aber anstrengender Theaterabend, der sehr zu unterhalten wusste, aber wohl ohne gewisser Vorbildung inhaltlich nicht vollständig erfasst werden kann. Eine Pause hätte dem Ganzen sicher gut getan, so habe ich mich leider oft dabei erwischt, nicht dem Text zu folgen, aber stattdessen immer neue kleine Details im Bühnenbild zu entdecken und mir Dantons Tod ein kleines bisschen schneller herbeizusehnen.

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Großes Kino im Kasino

Wer die Möglichkeit hat, sollte schnell zur Burgtheater-Kassa laufen und sich Karten für „Wunschloses Unglück“ von Peter Handke kaufen. Das Publikum im Kasino am Schwarzenbergplatz sitzt vor einer Leinwand und sieht einen Film über eine Frau, die einen minutiös geplanten Selbstmord begeht. Besonders an diesem Film (Regie: Katie Mitchell) ist, dass er unter und hinter der Leinwand live entsteht. Das Publikum kann sich also aussuchen, ob es sich ein Theaterstück, einen Film oder die Entstehung eines Films ansehen möchte. Fazit: Selten erlebt man abseits der Wiener Festwochen so einen faszinierenden Theaterabend. Großartig! Wunschlos glücklich!

Bei "Wunschloses Unglück" wird kein Theaterstück abgefilmt, sondern ein Live-Film gedreht.

Im Kasino wird kein Theaterstück abgefilmt, sondern ein professioneller Live-Film gedreht.

Buchtipp: Pater Martin: Helfen. Lachen. Freude machen – Lustige und spannende Kurzgeschichten über die Abenteuer eines Franziskaners.

Sitzung voller Schüttelreime

„Bei Kälte wärmt mit Panda-Fellen zur Not sich auch Herr Van der Bellen“ oder „Fehlt einmal am Haupt das Deckhaar zählen nur noch Vieh und Hektar“ oder „Den Glückspfad weist mein Teddy mir – sooft ich mit ihm meditier“ – so lauteten drei der zahlreichen Zweizeiler bei der „Galanacht des Schüttelreims“ im Theater am Alsergrund. Die Kabarettisten Ludwig Müller, Christoph Krall und Simon Pichler schüttelten dort gestern Abend die Reime zwei Stunden lang nur so heraus. Das ist für das Publikum zwar anstrengend, aber auch sehr lustig und inspirierend. Tipp: Mitte Juni hat der „Verein der Freunde des Schüttelreims“ zwei „Sitzungen“ im Grazer Theatercafé „Hin & Wider“.

Theater über Täterinnen

Täterinnen oder Opfer? Diese Frage stellt sich eine neue Doppel-Produktion am Theater Nestroyhof Hamakom. Gezeigt werden die beiden Monologe „Covergirl“ und „Die Kommandeuse“. Der erste Monolog handelt von Lynndie England, die im Jahr 2004 durch Folter-Fotos aus dem Irak-Krieg bekannt wurde. Sie hält einen nackten Häftling an der Hundeleine oder zeigt grinsend auf den Penis eines masturbierenden Gefängnisinsassen.

"Man muss verstehen, mit seiner Zeit zu gehen", begründete Ilse Koch ihren Eintritt in die NSDAP.

Grandiose Schauspielleistung von Ingrid Lang (Covergirl) und Barbara Gassner (Kommandeuse).

Das zweite Stück geht der Geschichte von Ilse Koch nach, der Frau des Kommandanten des Konzentrationslagers Buchenwald während des zweiten Weltkriegs. Sie soll zahlreiche Kriegsverbrechen begangen haben – und sich aus Tattoos von Häftlingen einen Lampenschirm gebastelt haben.

Die beiden Monologe von Barbara Herold und Gilla Cremer gehen der Frage nach, warum Menschen zu solchen Taten fähig waren und wie ihre Gerichtsfälle vor der Öffentlichkeit ausgeschlachtet wurden. Der Theaterabend dauert intensive 2,5 Stunden, bietet verstörende Bilder und Effekte, und spielt mit dem Voyeurismus sowie der Belastbarkeit des Publikums. Empfehlenswert.

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Buchtipp: Pater Martin: Helfen. Lachen. Freude machen – Lustige und spannende Kurzgeschichten über die Abenteuer eines Franziskaners.

3D-Blockbuster im Akademietheater

Am Freitag hat das Stück „Einige Nachrichten an das All“ von Wolfram Lotz im Wiener Akademietheater Premiere. Das Stück beginnt mit einem Hirtenspiel, vorgetragen durch Kinder. Danach folgt eine mittelmäßige Clowneinlage, die von einem alten Mann unterbrochen wird, der von einem Unfall erzählt, bei dem seine Enkelin verunglückt ist. Gesichter im Publikum verraten: „Oh Shit, wir hätten doch lieber ins Kino gehen sollen.“

Doch dann geht der Vorhang auf, Schauspieler Matthias Matschke steht auf der Bühne und das Spektakel beginnt. Ein wahrer Blockbuster: Denn zum einen werden Videoprojektionen – begleitet von mächtigem Kinosound – dargeboten und zum anderen bewegen sich die Bauklötze, die als Projektionsflächen und Bühnenbild dienen. Dagegen ist „Inception“ langweilig. Auch inhaltlich gewinnt das Stück an Fahrt. Es folgen Gags, Überraschungen, Ortswechsel – und plötzlich befindet man sich mitten in einer TV-Show.

Matthias Matschke als großer Unterhalter und Show-Moderator.

Matthias Matschke als großer Unterhalter.

Im Stück werden viele kleine Geschichten erzählt. Dazu kommen Nachrichten, die unkommentiert in das All gerufen werden. Es ist schwierig, einen Zusammenhang zwischen all dem Gesagten herauszufinden. Das scheint Absicht zu sein. Denn Strukturen und Zusammenhänge gibt es nicht. Wir Menschen würden nur versuchen, überall diese zu finden und hinein zu interpretieren. Und überhaupt sei die Erde inklusive Inhalt nur Weltraumschrott. Fazit: Ein sehr visuelles und überaus unterhaltsames Stück. Ganz großes Theater-3D-Kino!

Das Bühnenbild besteht aus Vorhang, Schnee, Videos und bewegende Wandklötze.

Das grandiose Bühnenbild besteht aus Vorhang, Schnee, Videos und bewegende Wandklötze.

Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch.