Einmalig: Geisterschloss Schönbrunn

Auf der Tour durch Spiegelsaal, Große Galerie, Frühstückskabinett, Porzellanzimmer und Co. begleiten einen normalerweise hunderte weitere Sightseer. Derzeit hat man die über vierzig Ausstellungsräume des Schloss Schönbrunn für sich alleine. Wirklich ganz für sich alleine! Nur im schwarzen Vieux Laque-Zimmer – Maria Theresia ließ es nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Gatten als Gedächtniszimmer einrichten – trifft man auf eine Handvoll Restaurateure, die den wertvollen Boden bearbeiten. Und die voll besetzten Shops erinnern einen, dass mit den vielen Sisi-Souvenirs hier sonst die Kassen klingeln.

Es ist jetzt DIE Gelegenheit, sich zwischen dem ganzen Rokoko-Pomp völlig entspannt eine Geschichte-Stunde über Österreichs Habsburgerzeit zu gönnen. Viele unterschiedliche Zimmer erzählen die aufregenden Geschichten ihrer Bewohner, die auf den Gemälden fast zum Leben erwachen. Hier spielte der sechsjährige Mozart vor, hier starb Napoleons Sohn, hier hielt Kaiser Franz Joseph seine Audienzen, hier schrieb Kaiserin Elisabeth ihr Tagebuch, hier trafen sich John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow,…

Freundlicher Tipp der Garderobiere: Lassen Sie die Jacken an! Es ist ziemlich kühl oben – es wird nicht geheizt.

Der Weihnachtsbaum steht heuer etwas verloren da, die Prunksäle sehen hingegen ohne Menschenmassen viel besser aus.

Fake News: eine Erfindung der Habsburger?

Wer einen Timeslot für die Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien ergattert, kann sich glücklich schätzen. Der Andrang ist enorm. Die Mini-Ausstellung „Falsche Tatsachen – Das Privilegium Maius“ geht daneben etwas unter. Dabei hat die Story rund um die mittelalterliche Fälscher-Aktion Polit-Thriller-Potenzial.

Kurz erzählt: Wir befinden uns im Heiligen Römischen Reich, 14. Jahrhundert. Weil sich der Habsburger Herzog Rudolf IV. von Kaiser Karl IV. – gleichzeitig sein Schwiegervater – in einem Erlass übergangen fühlte (die Habsburger durften bei der Wahl des neuen Königs nicht mitbestimmen), ließ er Urkunden fälschen. Für seinen ausgeklügelten Plan, die Stellung der Habsburger aufzuwerten, zerstörte er Originalurkunden aus dem 11. und 12. Jahrhundert, um eine ganze Chronologie an gefälschten Dokumenten herzustellen – Urkunden von Cäsar und Nero inklusive.

Ein Gelehrter erkannte diese antiken Teile aber als Fälschung und keiner der Habsburger-Ansprüche aus dem so genannten „Privilegium Maius“ wurde umgesetzt. 100 Jahre nach Rudolfs Tod bestätigte der aktuelle Kaiser Friedrich III. – zufällig? ein Habsburger – aber das Privilegium Maius und Rudolfs Erfindungen, wie der Titel „Erzherzog“, wurden Realität. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden schließlich alle Fälschungen nachgewiesen!

Mit den Dokumenten im Original und teils auf Touchscreen zum digitalen Durchblättern wird in der Ausstellung des KHM dieses delikate Kapitel österreichischer Geschichte erzählt.

Fun Fact: Fälscher Rudolf IV. ging zu seinem Glück noch durch eine andere Aktion in die Geschichte ein. Er gründete die Universität Wien.