Festspiele: Blockbuster in Bregenz

James Bond besuchte in „Ein Quantum Trost“ einst die Bregenzer Festspiele. Schon damals waren die Opern und Konzerte am Bodensee ein Spektakel – und sind es heute noch. Überhaupt haben Bond-Filme und die heurigen Opern-Produktionen einiges gemeinsam: Die Schauplätze führen weit weg nach Asien, amerikanische wie russische Soldaten machen Ärger – und die schönen Frauen sterben. Inhaltlich sind Puccinis Madame Butterfly und vor allem Giordanos Sibirien natürlich schwer fragwürdig und alles andere als zeitgemäß – aber musikalisch top. Das liegt auch an den Solistinnen und Solisten, dem Prager Philharmonischen Chor und dem Residenzorchester – den Wiener Symphonikern.

Deren Orchesterkonzert, bei dem der dritte Akt von Wagners Siegfried zum Besten gegeben wurde, war ein weiteres Highlight. Die wichtigste Frau auf der Bühne starb hier übrigens nicht, sondern wurde bewundert und bejubelt: die aus New York stammende Dirigentin Karina Canellakis. Weltklasse!

Die Butterfly-Bühne: ein Blatt Papier, das mit Projektionen bespielt und schließlich abgebrannt wird
Sibirien: unglücklicher Zeitpunkt für eine Russland-Oper
Die Wiener Symphoniker mit Dirigentin Karina Canellakis spielen Wagner im Festspielhaus

Umia Quartett: Das Geheimnis der Stückauswahl

„Ganz Persönlich“ präsentierte sich das Umia Quartett der Wiener Symphoniker bei den Bregenzer Festspielen im Seestudio. Die sympathischen Streicherinnen und Streicher erzählten, wie sie zur Musik und nach Wien gekommen waren: Geiger Nikolay Orininskiy aus Kasachstan wollte eigentlich Klavier spielen. „Es war ein langer Weg, bis ich einen schönen Klang erzielen konnte und ein harter Weg für meine Nachbarn.“ Auch Monika Buineviciute aus Litauen wollte Klavier spielen, doch ihre Eltern haben sich dagegen entschieden. („Damals war ich etwas sauer.“) Natalia Binkowska aus Polen wollte natürlich ebenso Klavier spielen. („Aber wir haben im vierten Stock gewohnt, ohne Lift.“) Sie lernte Bratsche, weil sie „ein großes Mädchen war“. Cellist Primoz Zalaznik aus Ljubljana spielte als Substitut in der Wiener Staatsoper und merkte, dass in Wien die Leute viel mehr an Musik interessiert sind als in seiner Heimat. („Davon war ich sehr begeistert.“)

Das Umia Quartett der Wiener Symphoniker: Primoz, Nikolay, Monika und Natalia

Das Umia Quartett spielte das Kaiserquartett von Papa Haydn, dem „Gründer des Streichquartetts“, den „Langsamen Satz“ von Anton Webern sowie Filmmusik aus Mishima von Philip Glass – und klang dabei raumfüllend wie ein Orchester. Faszinierend! Zwischendurch verrieten sie, wie Musikerinnen und Musiker für solch ein Kammerkonzert Stücke auswählen: 1) Mein Instrument ist wichtig. 2) Es ist leicht zu spielen. 3) Die Bratschistin ist schuld.