Hip-Hop-Kabarett mit Schredder

„Ich hab den Text nicht vergessen – ich hab ihn eh mit!“, sagt David Scheid und blickt auf seinen Schummelzettel am Bühnentisch. Sein Kabarettprogramm „Entschuldigung, haben Sie auch 1 fetteren Beat?“ hat er schon länger nicht mehr gespielt. Am Samstag war es in der „Late Night“-Schiene des Kabarett Niedermairs wieder einmal so weit.

Scheid sei in seiner Kindheit wegen seines Nachnamens auch Fut genannt worden und schon als Baby mit Cloud-Rap in Kontakt gekommen. Seine Eltern hätten „Gucci, Gucci!“ in den Kinderwagen hineingesprochen. Der Hip Hop lässt ihn seither nicht mehr los und so steht er mit Plattenspielern auf der Kabarettbühne. Dabei erfährt sein junges Publikum, dass er in Niederösterreich assozialisiert worden ist und sich „Schau nie in den Keller“ rückwärts abgespielt anhört wie „Re leck mi in Oasch.“

Schredderaffäre auf der Bühne: David Scheid als Banksy des Kabaretts

Und es wird politisch: Scheid liest genussvoll-theatralisch aus der offiziellen Sebastian-Kurz-Biografie, schreddert die Seiten und „leakt“ ein geplantes Kinderlied der damaligen türkis-blauen Regierung, das in der Schule beim Buchstabieren-Lernen helfen hätte sollen. „A wie Abschiebung, E wie Einzelfall, H wie Hackerangriff, I wie Identitäre, L wie Liederbuch, M wie Misstrauensantrag, O wie Orbanisierung, R wie rechtsradikal, S wie schreddern, W wie Widerbetätigung…“ – gemixt mit Originaltönen aus den TV-Nachrichten. Fazit: Fette Late-Night-Unterhaltung – besonders, aber nicht nur für Hip-Hop-Fans. Noch eine Empfehlung: Weil David Scheid „sein Leben an den ORF verkauft hat“, ist er ab Oktober wieder in der Serie „Dave“ zu sehen, wie er versucht ein Instagram-Influencer zu werden.