„Swifties“ trotzen dem Terror in Wien

Die Anschlagspläne und die damit verbundene Absage der drei Stadionkonzerte von US-Superstar Taylor Swift in Wien waren ein Schock, die Enttäuschung und Trauer bei den jungen und teils weit angereisten Fans riesig. Doch dann organisierten sich die „Swifties“ selbst – und machten das Beste daraus: Sie trafen sich in der Stadt, um Freundschaftsbänder auszutauschen, ihre Eras-Outfits zu präsentieren und gemeinsam zu singen. Vor allem in der Corneliusgasse im 6. Bezirk und beim Stephansplatz. Tausende kamen zusammen, um das Konzert quasi nachzusingen – mit Choreographien und viel Freude! Die berührenden Bilder davon gingen über Instagram und TikTok um die Welt!

Tabby-Kunstwerk, Swiftie-Massen in der Corneliusgasse und am Stephansplatz

Auch die Stadt Wien, viele Lokale und Institutionen versuchten die Swifties mit Aktionen und freien Eintritten aufzumuntern. Es gab aber auch private Initiativen. Der Wiener Street-Art-Künstler Tabby etwa sprühte ein Schablonenbild von Taylor Swift mit dem Text „Spread love, not hate“ am Donaukanal – und verschenkte mehr als 50 Kunstwerke: „Damit sie ein positives Erlebnis hier in Wien haben.“

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Prater-Picknick mit Traumwetter

Die ersten beiden Prater-Picknicke der Wiener Symphoniker sind ins Wasser gefallen – konkret die für das Fernsehen geplanten Konzerte an den Schulschluss-Freitagen. Auch heuer war es eine Zitterpartie. Regentropfen am Donnerstag und Freitag in Wien. Das Orchester hatte sicherheitshalber Regenponchos produzieren lassen. Aber die Hoffnung lautete: Aller guten Dinge sind drei. Und so war es auch! Erstmals Traumwetter an beiden Tagen beim Prater-Picknick auf der Kaiserwiese! ORF 2 hat das Konzert mit Dirigent Dirk Kaftan, Julian Le Play, Georg Nigl und Annette Dasch aufgezeichnet – und die idyllische Picknick-Stimmung vor dem Riesenrad eingefangen!

Traumwetter und volle Kaiserwiese beim 3. Prater-Picknick der Wiener Symphoniker. Für Julian Le Play war es das „berührendste musikalische Erlebnis“ bisher. Der Popsänger feierte außerdem seinen 33. Geburtstag. Das Orchester gratulierte bei der Generalprobe mit einem symphonischen „Happy Birthday!“

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Fußballschauen am Donauinselfest

Das Donauinselfest hatte heuer einen Wien-Schwerpunkt – unter anderem mit Wolfgang Ambros und Wanda auf der Festbühne sowie Der Nino aus Wien und Voodoo Jürgens auf der Rock-Bühne. Und es hatte Konkurrenz durch die Fußball-Euro! Selbst Nino und Voodoo fieberten backstage vor dem Fernseher mit. Nachdem Österreich gegen Polen gewonnen hatte, spielte Nino bei seinem Konzert sein Fuasboischaun“-Lied. Er hat es ursprünglich für die Weltmeisterschaft 2010 geschrieben, aber der Text ist nach wie vor aktuell: „Von fruah bis spät Fuasboi schaun, Fuasboi schaun, Wirtschaftskrise brauch i ned, Fuasboi schaun, Fuasboi schaun, Klimawandel eh scho z’spät, fuasboi schaun…“

Der Nino aus Wien hatte auch einen Gastauftritt beim Wanda-Konzert. Wolfgang Ambros war der heimliche Headliner des 41. Donauinselfests

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Halb Mensch: Sonja Pikart im Schutzbunker

Enttäuschung beim Tinder-Date: „Wir hatten uns zum Eisbaden verabredet – aber dann ist sie einfach nicht aufgetaucht.“ Zack – und schon ist es passiert. Ich war bei Sonja Pikart – und ich habe gelacht. Ihr neues Programm „Halb Mensch“ spielt in der nahen Zukunft – im Jahr 2025. KünstIiche Intelligenzen haben bereits die Weltherrschaft an sich gerissen. Sonja Pikart schafft es, sich als Mensch auszuweisen („Ich bin kein Roboter“ angeklickt) und kann sich in einen Schutzbunker retten. Drinnen unterhält die Kabarettistin („Wenigstens ein Job, wo es nicht darum geht, andere Leute über den Tisch zu ziehen“) mit ihren Beobachtungen.

Sie erzählt von Mythen („Harte Arbeit führt unweigerlich zum Erfolg“, „Der Markt reguliert sich selbst“), Traditionen („Damit kann man alles rechtfertigen, was unmoralisch ist“), Fotos von Männern auf Datingplattformen („Schau! Ich auf einem Gipfel! Schau! Ich hab einen Fisch gefangen!“) und Schlauchkleidern in der Volksgartendisco („Perpetuum Mobile“). Ein schönes Bild, wenn Maschinen über Humanismus bzw. die artgerechte Haltung des Menschen diskutieren („Ich schau, wo der Mensch herkommt, das ist mir total wichtig“). Aber wie konnte es mit der KI eigentlich so weit kommen? (Für den technologischen Fortschritt tun wir Menschen alles, für sozialen Fortschritt hingegen…)

Sonja Pikart für die Vielfalt: „Ich weiß, ihr sagt Zuckerl, ich sag Bonbons! Wir sind verschieden!! Ist ein das nicht schön?!!!“

Fazit: Künstliche trifft auf menschliche Intelligenz: Sonja Pikart, die „Frau Ende 30 mit Kurzhaarschnitt und Feuermal an der Schläfe“, verbindet schlaue Gedanken und schräge Charaktere mit einer unterhaltsamen Science-Fiction-Geschichte. Sie überrascht – und rettet damit auch noch die Welt! Sonja Pikart – jetzt neu!

Merchandising mit Selbstironie:“Ich war bei Sonja Pikart und ich habe gelacht“

Kartoffel für das größte Kabaretttalent

Neues Jahr, neue Ennser Kleinkunstkartoffel: Der beliebte Kabarettwettbewerb findet heuer am Samstag, 9. März, um 19 Uhr in der Stadthalle Enns statt. Mit dabei sind Moderator Clemens Maria Schreiner („Fakt oder Fake“) und Senkrechtstarterin Chrissi Buchmasser als Showact. Dazu werden folgende sechs Kabarettistinnen und Kabarettisten je zehn Minuten lang ihr Können beweisen: Nini Hölzl, Lukas Wiesner, Dan Knopper, Lorenz Hinterberger, Alexander Hechtl und Lydia Neunhäuserer. Wer den meisten Zuspruch vom Publikum bekommt, gewinnt die begehrte „Kleinkunstkartoffel“-Trophäe. Vorverkaufskarten sind ab sofort in der Bürgerservicestelle Enns um 15 Euro sowie online erhältlich.

„Hosea“- Im Namen des Vaters

Hosea Ratschillers neues Kabarettprogramm heißt „Hosea“. Es geht aber nicht nur um den Namen des Vaters, sondern um sein Leben an sich: „Meine Frau und ich sind selbstständig. Unsere Kinder nicht.“ Mit persönlichen Geschichten behandelt der 41-jährige gebürtige Kärntner die großen Themen der Zeit. Am Standesamt lernt er, dass der Taufschein gar kein echtes Dokument ist, im Zug sitzt er mit seinen bröselnd-lärmenden Kindern lieber im Businessabteil. („Besser wenige Gstopfte belästigen statt die arbeitende Bevölkerung in der zweiten Klasse.“) Auf die Heimat ist er nicht wirklich stolz. („Kultur, schöne Landschaft und Essen gibt es überall, wenn man ein bisschen sucht.“) Fazit: Ein Abend voll menschlicher statt künstlicher Intelligenz. („Wenn ich selber denke, wird es schnell peinlich. Das, was ich heute erzähle – darüber habe ich ein Jahr lang nachgedacht!“) Schlaue Gedanken und Gags, die zum Dauerschmunzeln einladen – und zum herzhaft Lachen. Hosea in der Höhe! Gehet hin!

Hosea Ratschiller – ein erwachsener Lausbub im Kabarett Niedermair

RaDeschnig spielen bis zum Untergang

Draußen Untergang, drinnen Unterhaltung: Was das Streichquartett auf der Titanic vorgemacht hat, führt das Kabarettduo RaDeschnig nun heldenhaft fort. Im neuen Programm „Säulenheilig“ sitzen die beiden Zwillingsschwestern Nicole und Birgit RaDeschnig jede aktuelle (und politische) Katastrophe aus. („Unsere Sitze werden besser, unsere Haltung schlechter.“)

Sie nehmen Klarinette, Akkordeon und Lachsbrötchen zur Hand – und schwimmen synchron durch den Pädagogik- und Pfegebereich („Mir geht die Luft aus“). Sie tragen Mikrodramen vor – etwa zum Thema Artensterben („Auster-Traum“) und zeigen auf, wo Kinder abstürzen („Schaukel, Fenster, Mittelstand“). Vom Geflügel-Charity-Clubbing („Ente gut, alles gut“), einer solistisch virtuos vorgetragenen US-Hymne für Celebreties im Gailtal („Sie waren da, der Winter nicht“) bis zum Gemeinschafts-Pop-Projekt „Austria for heritage“ („Wenn der Nachlass nachlässt“) – RaDeschnig geben für ihr Publikum alles!

Fazit: Sie sind Heldinnen, wie wir sie spätestens seit der Pandemie kennen. Als systemrelevantes Kabarettduo, das sich in den Dienst der guten Sache stellt, bekommen Nicole und Birgit RaDeschnig nun endlich das, was sie verdienen: Applaus!

Synchronschwimmen im Kabarett Niedermair – Nicole und Birgit RaDeschnig (Regie: Magda Leeb)

Bernhard Viktorin gewinnt 16. Ennser Kleinkunstkartoffel

Victory for Viktorin: Der renommierte TV-Kabarettpreis Ennser Kleinkunstkartoffel geht heuer an Bernhard Viktorin. Der Sänger, Schauspieler und Kabarettist konnte am Samstagabend in der Stadthalle Enns mit einem Plädoyer gegen das „Schwarz-Weiß-Denken“ und seinem „vereinenden“ Mitmachlied „Manche aber schon“ die meisten Stimmen des Publikums für sich gewinnen. „Ich habs geschafft! Jetzt kann ich in Pension gehen“, lacht der 39-jährige Wiener, der sich über Auftritte auf ORF III und im Kulturhof Linz freuen darf. „Ich glaub, ich mach doch noch ein bisschen weiter. Jetzt geht’s los!“

Ebenso viel Applaus bekamen an diesem hochkarätig besetzten Kabarettabend die anderen Finalistinnen und Finalisten der Kleinkunstkartoffel Michael Bauer, Anja Grinschgl, John Smile, Ina Jovanovic und Sandro Swoboda. Durch die Show führte TV-Moderator Clemens Maria Schreiner. Als Showact strapazierte Kabarett-Shootingstar Benedikt Mitmannsgruber die Lachmuskeln. Ein Best-of des Kabarettpreises wird am 2. März um 22.55 auf ORF III ausgestrahlt – uns ist danach in der ORF TVthek zu sehen.

Starkes Line-Up der Kleinkunstkartoffel 2023: Clemens Maria Schreiner, Benedikt Mitmannsgruber, Ina Jovanovic, Anja Grinschgl, Michael Bauer, Sandro Swoboda und John Smile.

Après-Kabarett über Corona: „Lache, wenn du kannst“

Wenn sich das Kabarett Niedermair mit bunten Lichtern und lauten Après-Ski-Hits ins Kitzloch verwandelt – steht Xaver Schumacher auf der Bühne. In seinem Programm „Ischgl“ lässt der Tiroler die Pandemie und die damit verbundenen Entscheidungen in Ischgl („Alles richtig gemacht“) noch einmal Revue passieren. Corona – was tun? „Kein Bussi mehr für die Stammgäste – und am Abend ein Schnapserl.“

Dabei geht es nicht ums Anpatzen der Heimat. Denn „das Virus war kein Tiroler. Das war ein Ausländer!“ Überhaupt war der Corona-Cluster in Ischgl einer dieser Momente, „wo man sieht, wie aus Touristen plötzlich Ausländer werden“. Die Pandemie brachte aber auch gute Ansätze: Systemrelevante Berufe wurden beklatscht, man hörte erstmals von „vulnerablen Gruppen“, und Pflegekräfte, Erntehelfer sowie Saisonarbeiter aus dem Osten waren plötzlich in den Medien! „Das hat es noch nie gegeben! Das war kurz bevor es geheißen hat – wir müssen zurück in die Normalität.“ Fazit: Schumacher präsentiert eine Mischung aus Kabarett und analytisch-kritisch-satirischem Vortrag – getreu dem Motto „Lache, wenn du kannst“ oder wie sie in Ischgl warnen: „Relax, if you can“.

Großartig: Schumacher analysiert Après-Ski-Hits wie „Tschüss Niveau“ von Chaos Team

5 Fakten über alte Kinos in Wien

In Wien gab es einst 200 Kinos gleichzeitig. Sie waren kulturelle Nahversorger und zeitweise auch „Überlebensmittel“ für die Bevölkerung, sagt Ernst Kieninger, der Leiter des Filmarchiv Austria. Aktuell lässt das Archiv alle Kinos, die es in der Stadt je gegeben hat, in vier Bildbänden dokumentieren. Zwei Bücher sind bereits erschienen. Ein paar Fakten:

  1. Die Wiener Kinos haben ihren Ursprung im ersten Bezirk. Bei der Kärtner Straße fanden 1896 die ersten Filmvorführungen von Vertretern der Gebrüder Lumière statt.
  2. Die Prater-Silhouette war bis 1945 von zwei großen Kinos geprägt. Links und rechts neben dem Riesenrad befanden sich das Lustspielkino und das Kristallkino.
  3. Nach dem Zweiten Weltkrieg nützten viele Menschen das Kino, um dem tristen Alltag zu entfliehen, aber auch als Wärmestube.
  4. Das erste Wiener Freiluftkino gab es bereits 1927 – im sogenannten Fliegerkino im neunten Bezirk. Hier wurden Filme im Garten des Palais Clam-Gallas gezeigt.
  5. Das ehemalige Roßauer Kino hatte ein Eck im Kinosaal. Wer hinten saß, konnte nicht die ganze Leinwand sehen. Die Gäste haben sich wohl anders vergnügt.
Im Metro Kino Kulturhaus sind alle noch bestehenden Wiener Kinos als Gipsmodelle ausgestellt.