Höhepunkte beim Kabarettpreis

„Ich lege den Österreichischen Kabarettpreis zurück“, sagte Hauptpreisträger Berni Wagner bei der Verleihung im Wiener Globe nach einem lustigen Texthänger. Weil das Publikum lachend applaudierte, ergänzte er schnell: „Ich nehme ihn doch an!“ Über den Förderpreis freute sich „Der Kuseng“, für „Angenehm“ bekam Antonia Stabinger den Programmpreis. Ebenso ein Höhepunkt der Show: Moderator Clemens Maria Schreiner hob singend ab – in Vorfreude auf den Eurovision Song Contest. ORF 1 überträgt die Gala am 19. Dezember.

Berni Wagner hat die Jury u.a. mit seinem fünften Programm „Monster“ überzeugt.
Das Kabarett Simpl hat nach 113 Jahren „zum ersten Mal einen Preis gewonnen“: Matthias Mamedof, Ariana Schirasi-Fard, Katharina Dorian, Julian Loidl, Joachim Brandl, Michael Niavarani, Jenny Frankl und Bernhard Murg.

Buchtipp: Inge – Bomben, Schmuck und StrümpfeInge erlebt den Zweiten Weltkrieg in Gablonz – als junge Österreicherin zwischen Sudetendeutschen und Nazis, Tschechen und Russen. Damit ihre Familie flüchten kann, geht sie jedes Risiko ein. Blick ins Buch.

Berni Wagner über Männer und Monster

Berni Wagner ist kein echter Mann. Zumindest teilen ihm das andere Männer ungefragt auf Social Media mit. Doch was ist das überhaupt – ein echter Mann? Das versucht der 33-jährige Kabarettist in seinem fünften Programm „Monster“ herauszufinden. Ein Mann ist jedenfalls keine Frau und kein Kind, sagt Wagner. Doch da geht das Problem schon los. („Ich bin zur Hälfte Frau, mütterlicherseits. Ich habe langjährigen Kindheitshintergrund.)

Was machen Männer? Polterabend („So sollte Sterbehilfe sein – wir machen uns einen schönen Tag, und dann ist er hin.“), Stellung („Der wahre Feind vom Bundesheer ist der Zivildienst.“), Kampfsport („Angriff ist die beste Selbstverteidigung. Schlagfertig. Schlag. Fertig.“), Krampuslauf („Volk begnadet für das Schöne“), Schimpfwörter („Das Gegenteil von ‚Weichei‘ ist Hodenkrebs“).

Und trotzdem – auch Berni Wagner hat ein „Monster“ in sich. Auch er will – in der Flut an negativen Nachrichten – das Mitgefühl fernhalten. Er will sich stark fühlen. („Wir sind alle Pazifisten, außer es trifft die richtigen.“) Meistens hat er sein Monster in die Abstellkammer der Psyche verbannt, die Tür zugesperrt und ein paar feministische Poster drübergenagelt. Doch immer wieder kommt es hervor…

Fazit: Männer haben und machen Probleme. Berni Wagner schafft es, dieses brandaktuelle Thema in einen grandiosen Kabarettabend zu verpacken. Besonders für Männer – eine niederschwellige Therapieeinheit zum Tränen lachen! Zum Finale appelliert der promovierte Verhaltensbiologe noch, auf die Wissenschaft zu hören: „Nicht der Stärkste überlebt den Kampf in der Natur, sondern die am besten Angepassten! Uns Menschen macht der Zusammenhalt aus. Dafür sind wir gemacht.“

Berni Wagner im „unmännlichen“ Bühnenoutfit im Wiener Stadtsaal

KulturbloggerBuchtipp: Inge – Bomben, Schmuck und Strümpfe – eine Familiengeschichte zwischen dem Sudetenland und Österreich. Blick ins Buch.

„Ghöst“: Halloween-Truppe zum Totlachen

„Wie oft denken Sie sich jeden Tag in Österreich: Das gibt es doch nicht!“ Eben! Das Unmögliche häuft sich im kleinen Alpenland. Zum Glück gibt es gegen diese unerklärlichen Vorgänge die „Ghöst“ – die Geheimhauptmannschaft Österreich – bestehend aus Sonja Pikart (Innenministerium), Berni Wagner (Bundesheer) und Christoph Fritz (Praktikant). Rund um Halloween warnen die drei in einem 90-minütigen Sicherheitsvortrag vor Bedrohungen – wie damals bei den schaurigen Corona-Pressekonferenzen. Respekteinflößend uniformiert und angstmachend („Sie sollen sich fürchten, damit wir ihnen sagen können, dass sie sich nicht fürchten müssen!“).

Die Kabarett-Elitetruppe „Ghöst“: Christoph Fritz, Sonja Pikart und Berni Wagner

Die Menschen im Publikum werden zu SicherheitszertifikatanwärterInnen, die unter anderem im Knoblauchschießen ausgebildet werden. Sie erfahren die ganze Wahrheit hinter paranormalen Phänomenen wie Para-Deiser, Almblutler, Herzkasperl, Watschenbaum und der Touristenfalle („Eine räuberische Erfindung, die das urösterreichische Dilemma löst: Wie kann man gleichzeitig fremdenfeindlich sein und vom Fremdenverkehr leben?“). Vorsicht: Nur für mutiges Publikum! Die radikalste Halloween-Show Österreichs – ausgeführt von der spannendsten Kabaretttruppe seit Schlabarett. Zum Totlachen! Jetzt Karten sichern für 2024!

Eine effektvolle Materialschlacht auf der sonst eher schlichten Kleinkunstbühne

Berni Wagners Bio-Kabarett

Als die Kabarettbühnen geschlossen waren, trat Berni Wagner im Autokino auf – „ein Klima-Benefizabend!“ Nun holte der 29-Jährige die Wien-Premiere seines vierten Soloprogramms „Galápagos“ (Regie: Philipp Vollnhofer) im Kabarett Niedermair nach. Der studierte Biologe hinterfragt darin bequeme Meinungen und vermeintliche Lösungen in der Klimadebatte. Bioläden vergleicht er mit rätselhaften Escape-Rooms: Artgerecht? Regional? Bio? Was soll das eigentlich bedeuten? Was ist OK? Und warum versuchen wir, den Handel daran zu hindern, uns zu Komplizen des globalen Verbrechens zu machen? Die bessere Frage wäre doch: Warum darf der Handel das überhaupt?

Berni Wagner im "Tarnanzug für einen eckigen Wald"
Berni Wagner im „Tarnanzug für einen eckigen Wald“

Wagner fürchtet, dass wir als jene Generationen in die Geschichte eingehen, „die lieber den Rest ihres Lebens Bäche schwitzen, als dass sie sich kurz aus dem Lieblingssessel hochhieven, um die Heizung runterzudrehen.“ Aber was passiert, wenn unsere Beziehung mit der Erde in die Brüche geht? Schon bei der unbedeutenden Affäre mit dem Mond haben wir „elf Missionen gebraucht, um unseren kleinen Astronauten hochzukriegen.“

Fazit: Blitzgescheit, skurril und unglaublich unterhaltsam bringt Berni Wagner die Klimakrise auf die Bühne. Er schafft es, von Mutantenwölfen aus Tschernobyl, veganen Bio-Dino-Chicken-Nuggets und der Promenadenmischung Mensch zu erzählen – und zwar so, dass alles Sinn ergibt. Nachhaltiges und gut konsumierbares Bio-Kabarett!

Seppi Neubauer siegt bei „Corona-Kleinkunstkartoffel“

Die Ennser Kleinkunstkartoffel ist ein Kabarettwettbewerb, bei dem das Publikum entscheidet, wer gewinnt. Ohne Publikum also eher fad. Daher wurde die „Kartoffel“ heuer zweimal verschoben und danach zum offiziell erstmöglichen Termin nachgeholt: ein Mittwoch im Mai, mit Masken, viel Abstand und eingeschränkter Gastronomie. Die Karten waren sofort ausverkauft, der Saal trotzdem fast leer.

So ungewohnt dieser Abend auch war, so war er auch ein Lichtblick für die Kabarett- und Kulturszene. „Ich freue mich, endlich wieder vor echten Menschen stehen zu dürfen“, sagte Clemens Maria Schreiner. Der Kabarettist und TV-Moderator begleitet den Wettbewerb schon zehn Jahre lang und wurde dafür überraschend mit der „Ehrenkartoffel“ ausgezeichnet. Sein Fazit: „Auch mit Quantität kann man gewinnen!“

Zehnmal dabei, nie gewonnen: Moderator und Showmaster Clemens Maria Scheiner wurde mit der Ehrenkartoffel ausgezeichnet.

Seppi Neubauer durfte schließlich die Trophäe der 14. Ennser Kleinkunstkartoffel entgegennehmen. Der Steirer überzeugte das Publikum mit einem Gedicht über Werkzeug, Ukulele-Spiel unter Medikamenteneinfluss und Anekdoten aus der Medizintechnik. „Großartig! Ein schöneres Gefühl kann man sich nicht vorstellen. Endlich wieder auf der Bühne und dann diese Wertschätzung zu erhalten“, so Neubauer.

Seppi Neubauer ist Sieger der 14. Ennser Kleinkunstkartoffel

Aber auch die anderen Finalistinnen und Finalisten Alex Louvrek, Moritz Huber, Tereza Hossa und Josef Jöchl freuten sich über das Live-Publikum – und sorgten für viele Lacher unter den FFP2-Masken. Berni Wagner und Vinzent Binder rundeten als Showact-Band „Musikmaschin“ – als Katzen verkleidet – den durchaus schrägen Abend ab.

Das schräge und spannende Line-Up der Kleinkunstkartoffel – zu sehen auf ORF III

Wer sich selbst ein Bild von den derzeit besten Nachwuchskabarettistinnen und -kabarettisten des Landes machen will, kann das im Fernsehen nachholen: ORF III strahlt eine Kurzversion des Bewerbs am 27. Mai um 22:50 Uhr aus.

Lieder für die Late Night

Vorsicht! Berni Wagner & Vinzent Binder spielen ihre „Musikmaschin“-Show in der Late-Night-Schiene des Kabarett Niedermair – und das aus gutem Grund. Denn so einfach die Melodien ihrer Lieder daherkommen, umso böser sind die Texte. Etwa, wenn sie von einer Österreicherin singen, die sich in den falschen Mann verliebt: „Er ist so fesch und er schaut gut aus, ein Gabalier vom Asylantenheim. Grad hab ich noch geschrien: Ausländer raus! Doch jetzt lassat ich gern diesen Asylanten rein. … Hodihodihey…“.

Oder ihr Song über einen restfetten Lifecoach: „An meinem Penis ein Kondom, na wenigstens etwas. Zum Glück hab ich da reingepisst, sonst wär jetzt alles nass. Die Frau ist längst gegangen, vielleicht war es auch ein Mann. Schwul ist es ja nur, wenn man sich daran erinnern kann…“

Miau! Egal, wie schlecht es um die Welt bestellt ist, Binder und Wagner sind davon überzeugt: Niedliche Katzenköpfe machen alles wieder gut.

Zum Lachen auch, wenn die beiden jungen Männer auf der Bühne mit Feminismus bei Frauen punkten wollen – indem sie statt „Vagina“ den umfassenden Begriff „Vulva“ verwenden. Wagner und Binder singen überzeugt: „Viva la Vulga! Dein Körper, der gehört dir. Viva la Vulga! Schläfst du jetzt mit mir?“ Ihr Lieblingscomicheld: Wolverine. Tusch!

Unvergesslich bleiben wohl auch ihre Choreografien und Einlagen: Wenn Wagner Manner-Zitronenwafferl am Tisch zerbröselt und schnupft. Oder, wenn er sich mit einer Glock erschießt und Bühnenpartner Binder den herunterhängenden Kopf auf seine Klaviertastatur hämmert. „Ich treff mit meinem Gesicht mehr richtige Töne am Klavier als mit meinen Fingern auf der Gitarre“, freut sich Wagner. Fazit: Nicht jedes Lied hat Hitpotenzial. Der besonders schräge Liederabend mit viel Nonsense macht aber viel Spaß!

Von Müllfischern und „ultimativen Ausländern“

Der 26-jährige Oberösterreicher Berni Wagner erfüllt sich in Wien den Traum des mittellosen Künstlerdaseins – und erzählt davon in seinem neuen Kabarettprogramm „Babylon“. Diese Woche war Premiere im Kabarett Niedermair.

„Willst du mit mir Dumpstern gehen?“, wird er von einer Veganerin auf einer Party gefragt. „Ich hab das Wort nicht gekannt. (…) Noch im Müllraum dachte ich, das wäre ein Fetisch.“ Als sie ein Steak aus dem Container fischt, erklärt sie:  „Ich bin vegan. Außer beim Müll. Weil ich finde, da ist es wirklich schon hin…“. Er selbst, der drei Monate lang auf Weltreise war, findet das Müllfischen bzw. das „auf Zehenspitzen um den ökologischen Fußabdruck Herumtänzeln“ etwas heuchlerisch. „So viel Müll kannst du gar nicht essen wie du schon verflogen bist“, schimpft ihn die Banane aus Costa Rica. Außerdem erdumpstert der gierige Student so viel, dass ihm zuhause die Hälfte schlecht wird und er sie erst recht wegwerfen muss.

Berni Wagner (c) Ernesto Gelles

„Warmduscher“ ist für Berni Wagner keine Beleidigung: „Ich will nicht frieren unter der Dusche, nur weil ihr ein Männerbild aus ‚Triumph des Willens‘ habt.“

Fazit: Berni Wagner erzählt in „Babylon“ skurrile Wien-Anekdoten, die unter anderem die Doppelmoral unserer Gesellschaft aufzeigen. Mit voller Power liefert er ein sehr intelligentes Kabarett mit genialem Höhepunkt: Er hetzt das Publikum gegen die „ultimativen Ausländer“ auf – die Außerirdischen. Das Publikum freut sich und folgt dem starken Bühnenmenschen im Gleichschritt.

—————————————————————————————————–

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.

Fleischfressende Rehe im Kabarett

Einen Horror-Psychokrimi mit fleischfressenden Rehen, einer (fahr)lässigen Mörderin, sich selbst erschießenden Polizisten, einem sprechenden Wunderbaum und vielen weiteren skurrilen Figuren stellt Berni Wagner in seinem Kabarettprogramm „Schwammerl“ auf die Bühne.

Bernhard Wagner

Schwammerl-Horror-Show mit Wagner

Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, kippt in eine äußerst vergnügliche Drogenrausch-Geschichte hinein – und kommt erst wieder heraus, wenn Wagner ein mit Schweiß getränktes Taschentuch von der Bühne schießt, mit der Gitarre Erotikmessen-Gstanzl und Anti-Austropop-Lieder trällert oder einen Poetry-Slam-Text vorträgt.

Bernhard Wagner

Berni Wagner im Kabarett Niedermair

Fazit: Wagner, der sowohl musikalisch als auch schauspielerisch hoch talentiert ist, testet die Schmerzgrenzen des Publikums. Als Geschichtenerzähler gelingt es ihm aber, das Publikum für einen Abend in seine verrückte Welt zu holen. Sein Programm „Schwammerl“ ist die Horror-Show des Kabaretts, die man erlebt haben muss.

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.