Popfest mit kritischen Tönen

Das Wiener Popfest hat begonnen und feiert bis Sonntag rund um den Karlsplatz mit 50 Acts die heimische Musikbranche und ihre Diversität. Doch neben Party gibt es auch kritische Töne. Kerosin95 hat auf der Festbühne zur Eröffnung erklärt: „Ich hab überhaupt keine Lust mehr. Ich bin 27, bin voll das Baby und hab das Gefühl, ich könnte zehn Romane darüber schreiben, wie zach es ist als Transperson in dieser Scheißmusikbranche. Das geht mir mega auf die Eier.“ Kerosin95 fordert mehr Tiefe in der Auseinandersetzung. „Es wäre cool, wenn alle mal ihren Arsch hochkriegen, weil ich kann das nicht mehr alleine machen. Ich kann auch die Performances nicht mehr machen, weil ich richtig erschöpft bin. Heute bin ich da, weil ich die Gage brauche.“

Eröffnungsact Kerosin95 fordert eine tiefere Transgender-Debatte

Spaß mit Lautstärke

Kritik an „den Behörden“ äußerte auch Anna Friedberg (früher bekannt als Anna F.). Ihr war die Musik ihrer Band beim Soundcheck zu leise. Selbst die Glocken der Karlskirche seien lauter, meinte die Sängerin. „Ich hoff, dass wir voll reinhauen können und dass selbst die Leute vom Musikverein vom Platz springen.“ Fairerweise muss man sagen, dass die Stimmung beim Popfest großartig ist und auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Etwa, wenn Euroteuro fröhlich singen: „Wir fahren nach Italien. Und alles was ich will, ist Autogrill…“

Friedberg am Popfest: „Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah!“

„Nackte“ Bands und Bier am Popfest

Das Popfest ist einer der vielen Gründe, warum Wien so eine großartige Stadt ist. Das alljährliche Musikfestival vor der Karlskirche ist gratis, gemütlich – und lädt ein, neue Popmusik aus Österreich kennenzulernen. Insgesamt treten rund 60 Acts – von Mavi Phoenix über Naked Lunch bis Kreisky – an vier Tagen auf. Eine Entdeckung ist dieses Jahr die Synthiepop-Band Naked Cameo, die soeben ihr Debütalbum „Of Two Minds“ veröffentlichte. Sehr hörenswert sind die Songs Pocket Dial und Luddite.

Eine lustige Geschichte, die entfernt etwas mit Luddite zu tun hat: Der Regisseur des Musikvideos hatte im Vorjahr großes Pech. Er kaufte einem Wiener Totengräber einen 1983er Toyota Camry ab.  Doch kaum hatte er das Liebhaberstück vor seiner Wohnung abgestellt, wurde es gestohlen. Die Diebe benützten den Camry als Rammbock und fuhren damit in die Auslage eines Wiener Juweliers. Noch in derselben Nacht stürmte die Sondereinheit WEGA die Wohnung des noch ahnungslosen Regisseurs.

Zurück zum Popfest: Die Halbe Bier kostet inklusive Einsatz fünf Euro. Um weniger als die Hälfte bieten Jugendliche mit Rucksäcken ihre gekühlten Dosen rund um die Karlskirche an. Weil diese Art des Straßenverkaufs illegal ist, werden sie von den Securitys vom Gelände geleitet. Ein Katz- und Mausspiel, bei dem niemand böse ist.

Naked Cameo am Popfest 2018

Eine Entdeckung am Popfest 2018: Naked Cameo und ihr Debütalbum „Of Two Minds“

Hier spielt gerade Kreisky am Popfest, die Band von Austrofred.

Hier spielt gerade Kreisky vor der Karlskirche – die Band von Austrofred.

Buchtipp:Pater Martin“ – Kurzgeschichten über Österreichs lustigsten Franziskaner. Drei Bücher von Florian Kobler. Erschienen im Freya Verlag.

O-Töne startet mit Pop-Literatur

Ewas Regen und zarte Klänge – so startete am Donnerstagabend das Literaturfest O-Töne im MuseumsQuartier. Bevor Arno Geiger aus seinem neuesten Werk „Selbstporträt mit Flusspferd“ las, stimmte Sängerin und Gitarristin Mira Lu Kovacs mit ihrer Band Schmieds Puls das unter Regenschirmen zusammengekauerte Publikum ein. Anspieltipps auf Youtube: „You Can Go Now“ und „Play Dead“ (live @ Popfest).

Schmieds Puls im MQ

Schmieds Puls im MuseumsQuartier

Regenschirme bei der  O-Töne-Eröffnung

Regenschirme bei der O-Töne-Eröffnung

Buchtipp: „BlöZinger – Und davon kann man leben?“ von Florian Kobler – ein humorvolles Taschenbuch über das schrägste Clown- und Kabarettduo Österreichs.