Muse-Show als zweistündiges Hitfeuerwerk

Welche Band ist derzeit live und international erfolgreicher als Muse? Wahrscheinlich U2, das war es dann auch schon wieder. Kein Wunder also, dass das gestrige Muse-Konzert „The 2nd Law“ in der Wiener Stadthalle seit Monaten ausverkauft war. Der Konzertabend begann mittelmäßig: Die Vorband „Everthing Everything“ war okay, aber nicht umwerfend. Der Lichttechniker gönnte den Anheizern auch nur geschätzte 20 Scheinwerfer. Großer Jubel kam erst auf, als der Sänger meinte: „One last song and than it’s MUSE o’clock!“

Spektakuläre Eröffnungsshow beim Muse-Konzert in Wien.

Spektakuläre Eröffnung beim Muse-Konzert.

Videos unterstützten die Botschaften der Songs.

Videos unterstützten die Botschaften der Songs.

Das britische Trio Muse startete mit einem Lichtgewitter und bombastischen Dubstep-Elektronik. Die Bühne wurde durch LED-Videowände zu einem Halbkreis geformt. Auch das Schlagzeugpodest und die Vorderseite der Bühne waren mit LED-Wänden ausgestattet. Als wäre das noch nicht genug, formierte sich von oben herab eine Pyramide mit weiteren Videoleisten. Getoppt wurde das Licht dann noch durch Laser- und Pyroeffekte am Ende der Show.

Laserstrahlen schwebten über den Köpfen des Publikums.

Laserstrahlen über den Köpfen des Publikums.

Matthew Bellamy, Dominic Howard und Christopher Wolstenholme vor 12.000 Fans in der Halle D.

Matthew Bellamy, Dominic Howard und Christopher Wolstenholme vor 12.000 Fans.

Das Konzert hatte alles zu bieten, was man sich wünscht: Coole Effekte, viele Überraschungen, ein Hit nach dem anderen, Hymnen zum Mitgrölen, publikumsnahe Musiker, abwechslungsreiche Rock-Alternative-Klavier-Elektronik-Klänge und perfekten Live-Gesang. Fazit: Ein Konzert mit Muse ist eine bis auf den letzten Ton durchinszenierte Rockoper mit über 20 Songs. Grandiose Show! Wer Karten für ein Konzert im Umkreis von einigen hundert Kilometern ergattern kann, sollte diese Chance nützen!

Zum offiziellen Konzertende setzte sich die LED-Pyramide auf die Bühne.

Zum offiziellen Konzertende setzte sich die LED-Pyramide auf die Bühne.

Pyroeffekte sorgten für den krönenden Abschluss.

Pyroeffekte sorgten für den krönenden Abschluss.

Die mit Hits vollgepackte Setliste vom Wien-Konzert: The 2nd Law: Unsustainable, Supremacy, Bliss, Panic Station, Resistance, Supermassive Black Hole, Animals, Monty Jam, Explorers, Sunburn, Time Is Running Out, Liquid State, Madness, Follow Me, Undisclosed Desires, Plug In Baby, Stockholm Syndrome. Zugaben: Isolated System, Uprising, Survival, Starlight, Knights of Cydonia.

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Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
über die Abenteuer eines Franziskaners. Infos und Blick ins Buch. 

Wolf Haas begeistert im Burgtheater

Normalerweise beginnt eine Lesung damit, dass sich der Autor setzt und aus seinem Buch vorliest. Nicht so bei Wolf Haas. Dieser betrat heute Abend die Burgtheater-Bühne und trug stehend Teile seines neuen Romans „Verteidigung der Missionarstellung“ ganze 25 Minuten lang auswendig – und in einer Wurst – vor. Viele fragen sich, warum er sich die Arbeit antat und sein Buch auswendig lernte? „Es ist spannend zu beobachten, wie nervös das Publikum wird und sich fragt, ob ich es schaffe…“, so Haas.

Ein schlechtes Handyfoto von der Lesung, das diesen Artikel bebildern soll.

Ein unglaublich viel aussagendes und an Qualität kaum zu überbietendes Handyfoto der Lesung.

Haas erzählt emotionslos, schnell und immer wieder mit Blick am Boden. Er ist kein guter Schauspieler – und das macht ihn extrem sympathisch. Seine Qualität liegt in den genialen Texten, die voller Ideen, Witz und Wortspiele sind. Einige Seiten seines Buches sind auf Chinesisch geschrieben. Wer sich „die Mühe macht“ und eine seiner Lesungen besucht, wird mit der deutschen Übersetzung belohnt. (Oder man geht – wie ein Kurier-Journalist – zum Chinarestaurant seines Vertrauens und bittet den Kellner um Hilfe…)

Sowohl hinter der Handlung des Romans als auch hinter der Lesung steckt eine spannende sowie genial abgerundete Dramaturgie. Haas baute bei seiner Lesung so geschickte Seitensprünge ein, dass man als unvorbereiteter Zuhörer nach hundert Minuten alles – und doch gar nichts weiß.

Em Ende der Veranstaltung lud Wolf Haas das Publikum ein, die Bühne des Burgtheaters zu betreten und sich das Buch signieren zu lassen. Diesem Aufruf folgten – ohne zu übertreiben – mindestens hundertfünzig Fans. Wäre die Warteschlange nicht so abschreckend gewesen, hätten wahrscheinlich noch mehr Besucher diese Gelegenheit genützt.

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Volle Energie mit „Power of Tower“ und Marc Miller

Großer Jubel kam auf, als gestern Abend die Marc Miller Band die Bühne im Wiener Gasometer betrat. Ein-Dreiviertel Stunden zeigten die Musiker rund um den amerikanischen Bassisten ihr Können, spielten aber mehr für sich selbst, als für das Publikum. Ihre Show bestand aus langen Songs, vielen Solos und Improvisationen, viel Bass und verzichtete auf Gesang. Fazit: Ein grooviges, wenn auch rein instrumentales Warm-Up für die grandiose Band „Tower of Power“.

Marc Miller überzeugte im Gasometer als E-Bassist und Komponist.

Vollprofi: Marc Miller überzeugte im Wiener Gasometer als E-Bassist und Komponist.

Als die rüstigen Musiker von „Tower of Power“ endlich loslegten, kochte die Halle. Die Fans in der ersten Reihe hatten Tränen vor Freude in ihren Augen. Frontman Larry Braggs spielte mit seinem „Jazz-Funk-Soul-Orchester“ eine grandiose Live-Show. Das Publikum – großteils im Alter zwischen 30 und 60 – dankte mit euphorischem Applaus. Fazit: „Tower of Power“ sind alte Hasen im Musikgeschäft. Sie haben’s drauf und wissen, wie man feiert und begeistert.

Larry Braggs von Tower of Power hatte sichtlich Spaß auf der Bühne.

Volle Power: Larry Braggs von „Tower of Power“ hatte sichtlich Spaß auf der Bühne.

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Orgelklänge wie im Horrorfilm

Gestern Abend zelebrierte Jeremy Joseph im Konzerthaus auf der Orgel, der Königin der Instrumente, drei Werke von Johann Sebastian Bach und Arnold Schönberg. Wie der Bösewicht in einem Horrorfilm oder der Protagonist in „Schlafes Bruder“ berarbeitete der Musiker leidenschaftlich seine mächtige Tastenmaschine, zog alle möglichen Register und sorgte für einen abwechslungsreichen ersten Konzertteil.

Jubel und Applaus: Jeremy Joseph, der südafrikanische Organist, begeisterte im Konzerhaus.

Jubel und Applaus: Jeremy Joseph, der südafrikanische Organist, im Konzerhaus.

Nach der Pause stand Heinz Ferlesch am Dirigentenpult und bot mit der Sopranistin Nina Berten, der Wiener Singakademie und Jeremy Joseph das Lied „Hör meine Bitten, Herr“ von Felix Mendelssohn Bartholdy dar. Danach stand das Werk „Ecce sacerdos magnus“ von Anton Bruckner am Programm, das gemeinsam mit der Posaunengruppe „Trombone Attraction“ zum Besten gegeben wurde. Man hätte meinen können, dass hier ein ganzes Orchester am Werken gewesen war, dabei spielten nur vier Instrumente. Den Abschluss des Konzertabends bildete Johann Sebastian Bachs Werk „Komm süßer Tod, komm sel’ge Ruh'“. Der Chor verteilte sich dazu im ganzen Saal und sang das schaurig-harmonische a-capella-Stück. Fazit: Ein abwechslungsreicher Konzertabend – mit hervorragender musikalischer Besetzung.

Verspielt, mit Energie und Ruhe: Heinz Ferlesch dirigierte mit viel Gefühl die Wiener Singakademie..

Verspielt, mit Energie und Ruhe: Heinz Ferlesch dirigierte mit viel Gefühl die Wiener Singakademie..

Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
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Filmmusik in der Stiftsbasilika

Gestern Abend gab der Musikverein St. Florian ein Konzert in der Stiftsbasilika. Hunderte Fans waren gekommen, um sich das vielversprechende Programm – darunter hauptsächlich Filmmusik und geistliche Werke – im beeindruckenden Ambiente live anzuhören. Stiftspfarrer Harald Ehrl predigte (bzw. moderierte) durch den Abend und freute sich besonders über die dargebotenen Werke von Anton Bruckner. Für die Besucher waren wohl Stücke wie „Pearl Harbour“, „The Rock“ oder „A Whiter Shade of Pale“ die Konzerthighlights. Etwas schade war, dass die Akustik in der Basilika jeden Ton rund drei Sekunden nachhallen ließ – was nicht optimal für Blasmusik ist. Doch Kapellmeister Franz Falkner wusste die Bedingungen zu nützen und spielte als Zugabe ein wunderschönes Trompetensolo mit leiser Orchesterbegleitung. Im Anschluss an das Konzert wurde bei wärmendem Glühmost noch lange nachgefeiert.

Der MV Florian präsentierte Filmmusik im Stift.

Der MV Florian präsentierte Filmmusik im Stift.

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Buchtipp: „Pater Martin“ –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
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„Krieg und Frieden“ als imposantes Theaterstück

Wer in eine Theatervorstellung geht, die viereinhalb Stunden dauert und zwei Pausen hat, der muss große Erwartungen haben. Solche hatten die Zuschauer gestern bei „Krieg und Frieden“ im Kasino am Schwarzebergplatz – und wurden für ihren Mut belohnt.

Das Stück basiert auf dem 1.500-Seiten-Roman von Leo Tolstoi und erzählt die Geschichte vom Krieg gegen Napoleon, von zwei Familien und der russischen Gesellschaft. Die Proben von „Krieg und Frieden“ wurden seit April 2010 in St. Petersburg, Prag und Hamburg gezeigt. Regisseur Matthias Hartmann bekam für diese Inszenierung den Nestroy-Spezialpreis.

Den 14 Schauspielern – darunter Yohanna Schwertfeger oder Ignaz Kirchner – wird alles abverlangt. Es wird geschossen, getrunken, gestorben, geflirtet, gekämpft und gekotzt. Als Bühnenbild steht eine lange Tischreihe mit Sesseln im Saal. Diese Tische werden viele Male umgebaut, umgeworfen und verrückt. Die Szenen werden manchmal minimalistisch, manchmal mit Einsatz sämtlicher technischer Möglichkeiten dargestellt. Karsten Riedel begleitet die Aufführung am Flügel, drei Kameraleute sorgen für originelle Live-Projektionen auf beweglichen Leinwänden, es raucht, es schneit und ein Scheinwerfer fliegt auf die Bühne.

Großartiges Ensemble bei "Krieg und Frieden" im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Großartiges Ensemble bei „Krieg und Frieden“ im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Da nicht chronologisch erzählt wird, wird bei jeder Szene die entsprechende Seitenzahl des Buches eingeblendet. Wenn französisch oder russisch gesprochen wird, dann gibt es Untertitel. Um die letzten 500 Seiten des Buches auch noch unterzubringen, erzählen die Schauspielern am Ende des Abends dem Publikum den Fortgang ihrer Charaktere. Auch während dieser Erzählungen wird gespielt. Fazit: Selten sind viereinhalb Stunden so schnell vergangen. Diese Produktion zeigt, wie Theater im 21. Jahrhundert funktionieren kann – und darf extrem empfohlen werden!

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Bier und Fußball: Nigel Kennedy im Konzerthaus

Unglaublich!!! Was Geigen-Superstar Nigel Kennedy gestern Abend im Wiener Konzerthaus aufführte, war der absolute Wahnsinn. Kein YouTube-Handyvideo kann zeigen, was da los war. Nigel kommt – gekleidet wie ein Straßenmusiker, Punk oder Fußballfan – auf die Bühne, scherzt mit dem Publikum und spielt dann locker-lässig ein paar Werke von J.S. Bach. Seine Solostücke hören sich an, als würde ein ganzes Streichquartett spielen. Dabei spielt er alleine. Gehen die Töne in die unendliche Höhe, so quietscht es nicht, sondern klingt noch immer angenehm leicht. (Das ist man von Geigenmusik nicht gewöhnt…)

Der 55-jährige Nigel Kennedy ist der Punk unter den Violinsolisten.

Star ohne Sakko: Der 55-jährige Nigel Kennedy ist der Punk unter den Violinsolisten.

Die Leichtigkeit, mit der Nigel virutose Stücke runterfetzt ist beachtlich. Er konzentriert sich ausschließlich auf die Musik. Der Rest scheint ihm egal zu sein. Es gibt keine große Technik und auch keine Lichtshow. Auf der Bühne steht er gemeinsam mit Jarek Smietana (Akkustikgitarre), Yaron Stavi (Kontrabass) und Krzysztof Dziedzic (Trommel). Diese Besetzung spielt – beinahe unverstärkt – das riesige Konzerthaus aus.

Es groovt und swingt, wenn Kennedys Quartett ein paar Werke von Bach interpretieren.

Es groovt und swingt, wenn Nigel Kennedys Quartett Werke von Bach interpretieren.

Kennedy ist im ständigen Kontakt mit dem Publikum. („Was steht am Progammzettel? Was kommt als nächstes Stück?“, „Sie wollen sicher ein Bier trinken – wir machen eine Viertelstunde Pause.“, „Wie viel hat die Karte gekostet? So viel? Dann muss ich noch ein Stück spielen.“) Er läuft durch den Zuschauerraum, flirtet mit den Damen, schießt seinen Geigenbogen durch die Gegend, trinkt Bier auf der Bühne, neckt seine Musikerkollegen indem er oft das Tempo wechselt und singt am Schluss ein Lied – inspiriert vom Gedicht „The Spider and The Fly.“ Nach jedem Applaus klatscht er mit seinen Musikerkollegen ab und freut sich wie ein Kind. Diese Freude ist ansteckend. Fazit: Nigel Kennedy muss man erlebt haben – live!

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Premiere von „Knistern der Zeit“

Die anfänglichen Befürchtungen, einen Kinoabend mit Theater-Nerds und Schlingensief-Fans zu erleben, waren unbegründet. Ein bunt durchmischtes Publikum erlebte heute die Österreich-Filmpremiere der Dokumentation „Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso“ im Akademietheater.

Zu Beginn las Schauspieler Joachim Meyerhoff – nachdem er theatralisch ein Glas Wasser austrank – aus dem neuen Buch „Ich weiß, ich war’s“ einen Text, in dem das Operndorf-Projekt vorgestellt wurde. Schon bevor Schlingensief an Krebs erkrankte, wollte er eine Oper, eine Schule, eine Krankenstation und Wohnungen in Afrika aufbauen. Dabei spielte aber (angeblich) nicht das Gutmensch-Syndrom, oder das Setzen eines Denkmals eine Rolle, sondern hauptsächlich die Kunst. Er wollte als Europäer den Afrikanern nichts aufzwingen, sondern von ihnen lernen. Er betrachtete Theater als Kunst für die Seele, als etwas Heilsames.

Moderator Claus Philipp, Regisseurin Sibylle Dahrendorf, Aino Laberenz und Francis Kéré.

Moderator Claus Philipp, Regisseurin Sibylle Dahrendorf, Aino Laberenz und Francis Kéré.

Der Film „Knistern der Zeit“ bekräftigte diese Gedanken. Man sah Schlingensief, wie er gemeinsam mit Architekt Francis Kéré und den Einheimischen in Burkina Faso ein Dorf aufbaute und – schon während der Entstehung – Theater spielte. Schlussendlich erlag Schlingensief seiner Erkrankung und seine Freundin Aino Laberenz entwickelte das Projekt weiter. Anfang 2013 soll die Krankenstation – mit dem Schwerpunkt auf Augen und Zähnen – fertig werden. In der bereits eröffneten Schule werden derzeit 100 Kinder unterrichtet.

Nach dem Film – der aus vielen Handykamera-Einstellungen und Zeitwechsel besteht – gab es eine Gesprächs- und Diskussionsrunde. Franicis Kéré reiste extra aus Afrika an, um bei der Premiere dabei sein zu können. Er war vom Film sichtlich gerührt und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich war heute um 15 Uhr noch im Operndorf. Und was soll ich sagen? Es läuft!“ Aino Laberenz erzählte vom neuen Buch, das hauptsächlich aus Tonaufzeichnungen von Schlingensief besteht: „Ich wollte den Künstler Schlingensief zeigen. Damit sich andere so viel wie möglich aus ihm rausholen können, so wie er es bei anderen Leuten auch gemacht hat.“

Die Premiere von „Knistern der Zeit“ war informativ, manchmal komisch und meist sehr berührend. Ein sehr empfehlenswerter Film – auch für jene, die Schlingensief vorher nicht kannten. Hier der Trailer zum Film.

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Beatboxer Fii wird Kabarettist

Michael Krappel ist als Beatboxer „Fii“ international sehr erfolgreich. Mit seinem Looping-Beatbox-Song „Power To The People“ schaffte er es im Vorjahr in die deutschen Charts und tourt seitdem von Auftritt zu Auftritt. Da er heuer die „Ennser Kleinkunstkartoffel 2012“ gewann, testete er vergangenen Samstag ein neues Genre aus und stand als Kabarettist im Kulturzentrum d’Zuckerfabrik auf der Bühne. In seinem Programm „AMS – Alle Musiker Sind“ erzählte er Geschichten, die er als Sänger in Israel, Russland, China oder Österreich bereits erlebt hat. Diese humorvollen Erzählungen peppte er mit einem fiktiven AMS-Kurs für Musiker und natürlich seinen Beatbox-Songs auf.

Der Mann mit dem grünen Mikrofon: Stimmkünstler, Beatboxer und (nun auch) Kabarettist Michael Krappel.

Der Mann mit dem grünen Mikrofon: Stimmkünstler, Beatboxer und (nun auch) Kabarettist Fii alias Michael Krappel.

Sein Programm dauerte – mit Pause – lange 2,5 Stunden. Stellenweise merkte das Publikum, dass sich Fii als erzählender Kabarettist noch nicht sehr wohl fühlte. Das Witze erzählen klappte noch nicht, der rote Faden fehlte und ohne Schummelzettel ging gar nichts. Dafür beeindruckten sein Stimmumfang, seine genreübergreifenden Songs und sein Improvisationstalent. Seine Geschichten über das Musikbusiness waren traurig-wahr – und daher oft nicht lustig. Nach der Show gab Fii viele Autogramme und verkaufte CDs. Fazit: Ein unterhaltsamer Abend – mit ausbaufähigen Pointen und musikalischen Höhepunkten. Man darf auf Fiis Zukunft als Kabarettist gespannt sein! (Hier noch ein Videomitschnitt)

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Der Prinz starb – und das Publikum gähnte

Okay, das hochgelobte Stück „Prinz Friedrich von Homburg“ (Heinrich von Kleist) könnte Leuten gefallen – wenn sie auf Tragödien stehen, sich den Text vor der Aufführung durchgelesen haben, viel von Militarismus, Dragonern und Ruhm und Ehre halten, Peter Simonischek vergöttern und ihm gern beim Karottenessen zuschauen und mit einer Überdosis Koffein das Burgtheater betreten.

Allen anderen hat es – gestern zumindest – nicht zugesagt. Die Inszenierung von Andrea Breth ist dermaßen langweilig, sodass es mehr Freude bereitete, dem Publikum beim Gähnen, beim Uhrzeiger anschauen, beim Handyspielen und Programmheft durchblättern zuzuschauen. Schlafen war kaum möglich, da das Foyer meist durch das grelle Bühnenbild beleuchtet war. Eine Pause gab es auch nicht, so hielten viele Zuschauer durch, manche aber auch nicht und verließen die Vorstellung bei einem der dunklen Szenenwechsel. Peter Simonischek hatte als Kurfürst nicht viel zu tun. Man schaute ihm beim Umkleiden, Nachdenken, Schweigen und Warten zu.

Prinz Friedrich von Homburg im Burgtheater: Gutes Ensemble, gutes Bühnenbild, langweilige Inszenierung.

Prinz Friedrich von Homburg: Gutes Ensemble und Bühnenbild, langweilige Inszenierung.

Gewartet hat das Publikum mit ihm – auf Action, auf irgendetwas Spannendes.  Leider vergebens. Das Stück hantelte sich von einer Leerstelle zur nächsten, viel zu oft passiert gar nichts. Nach zweieinhalb Stunden atmete das Publikum auf und applaudierte höflich, schließlich standen Stars auf der Bühne – und außerdem war das Stück ein Erfolg bei den Salzburger Festspielen. Es musste also gut gewesen sein, redete man sich ein. Man war wohl einfach nicht in der richtigen Stimmung für „so etwas“.

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Buchtipp: “Pater Martin” –  Lustige und spannende Kurzgeschichten
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