„Krieg und Frieden“ als imposantes Theaterstück

Wer in eine Theatervorstellung geht, die viereinhalb Stunden dauert und zwei Pausen hat, der muss große Erwartungen haben. Solche hatten die Zuschauer gestern bei „Krieg und Frieden“ im Kasino am Schwarzebergplatz – und wurden für ihren Mut belohnt.

Das Stück basiert auf dem 1.500-Seiten-Roman von Leo Tolstoi und erzählt die Geschichte vom Krieg gegen Napoleon, von zwei Familien und der russischen Gesellschaft. Die Proben von „Krieg und Frieden“ wurden seit April 2010 in St. Petersburg, Prag und Hamburg gezeigt. Regisseur Matthias Hartmann bekam für diese Inszenierung den Nestroy-Spezialpreis.

Den 14 Schauspielern – darunter Yohanna Schwertfeger oder Ignaz Kirchner – wird alles abverlangt. Es wird geschossen, getrunken, gestorben, geflirtet, gekämpft und gekotzt. Als Bühnenbild steht eine lange Tischreihe mit Sesseln im Saal. Diese Tische werden viele Male umgebaut, umgeworfen und verrückt. Die Szenen werden manchmal minimalistisch, manchmal mit Einsatz sämtlicher technischer Möglichkeiten dargestellt. Karsten Riedel begleitet die Aufführung am Flügel, drei Kameraleute sorgen für originelle Live-Projektionen auf beweglichen Leinwänden, es raucht, es schneit und ein Scheinwerfer fliegt auf die Bühne.

Großartiges Ensemble bei "Krieg und Frieden" im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Großartiges Ensemble bei „Krieg und Frieden“ im Kasino am Schwarzenbergplatz.

Da nicht chronologisch erzählt wird, wird bei jeder Szene die entsprechende Seitenzahl des Buches eingeblendet. Wenn französisch oder russisch gesprochen wird, dann gibt es Untertitel. Um die letzten 500 Seiten des Buches auch noch unterzubringen, erzählen die Schauspielern am Ende des Abends dem Publikum den Fortgang ihrer Charaktere. Auch während dieser Erzählungen wird gespielt. Fazit: Selten sind viereinhalb Stunden so schnell vergangen. Diese Produktion zeigt, wie Theater im 21. Jahrhundert funktionieren kann – und darf extrem empfohlen werden!

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